Samstag, 29. August 2009

Boston: Ein Extreme-r Abschluss

"Last Stop: Boston. This journey ends here", sagt der imaginäre Busfahrer, der mich bisher rund um die Welt kutschiert hat, bei der Ankunft in Boston. Nein, sorry, Herr Busfahrer, ganz ist es noch nicht vorbei, ein paar Tage in einer coolen Stadt bei wunderschönem Wetter, nette neue Bekanntschaften und zwei abschließende Konzerthighlights liegen noch zwischen der Ankunft und dem endgültigen Abflug aus New York gen Heimat.
Diese beiden Highlights waren auch der zeitliche Rahmen und letztlich der eigentliche Grund, einen Abstecher nordwärts nach Boston zu machen: Jason Mraz als Startschuss des Boston-Aufenthaltes und, um die Reise mit einem konzertanten Big Bang ausklingen zu lassen, Extreme bei ihrem Heimkonzert und dem finalen Stop ihrer Tour.
Zu ersterem muss ich eindeutig sagen, der Mann ist schwer unterbewertet. In Österreich kennt man ihn wohl primär als Ö3-Hintergrundmusik und tut ihn deshalb wahrscheinlich ab als Singer-Songwriter-Popgedudel mit dem musikalischen Tiefgang eines Schlauchbootes. Aber live präsentiert er sich absolut erstklassig: Sympathisch, stimmlich großartig, sichtlich mit Spaß an der Freud und mit spitzen Background-Band, die seinen stimmmlichen Einlagen mit Bläsersolos noch eines obendrauf setzt, frei nach dem Motto "Wir wärn so gerne Tower of Power, aber wir sind 30 Jahre zu spät dran" ;-)
Boston selbst hat als Stadt zwar wenig große Highlights zu bieten im Vergleich zu "benachbarten" Metropolen wie New York oder Washington D.C., im Sinne von Freiheitsstatue, Washington Monument oder sowas. Die braucht es aber auch gar nicht, bei mehreren Top-Unis wie Harvard, Amerikas ältester Uni, oder dem Massachussetts Institute of Technology (MIT) wird die städtische Coolness quasi frei Haus geliefert, mit lässigen Bars und Pubs (mittels Pub Crawl eingehend getest und für gut befunden), gemütlichen Parks (netterweise dort, wo früher Hexen und Verbrecher aufgeknüpft wurden), Straßenkünstlern, alten Markthallen, die mittlerweile coole Shops behergen, usw. Darüber hinaus gibt es natürlich auch massig "Revolutionskram", alte Gebäude, Denkmäler, historisch wichtige Orte, usw., da Boston als eine der ältesten Städte Amerikas während des Unabhängigkeitskrieges ein zentraler Schauplatz war, siehe zum Beispiel die Boston Tea Party. Der nach Washington bei mir eingetretene "History-Overload" hält allerdings immer noch an, insofern beschränkt sich das klassische Touri-Sightseeing in Form von Abklappern der alten Gebäude und Statuen auf ein Minimum.
Bei aller universitären Lässigkeit von Boston war allerdings die Vorzeige-Uni Harvard selbst bzw. ihr Campus eher mediumspannend. Erstaunlich eigentlich bei einer Uni, die knappe 500 Jahre alt und damit eines der wenigen Dinge im "weißen" Nordamerika, die man ernsthaft als "alt" bezeichnen kann. Sehr spannend dagegen die Zahlenwelt von Harvard, vor allem im Vergleich mit den heimischen Unis. Der Vergleich hinkt natürlich, aber lustig ist's trotzdem (außerdem ist es wieder ein schönes Stück unnützes Angeber-Wissen): Da wären zum Beispiel die gut 50'000 Dollar pro Jahr, die man als Student an Studiengebühren und für weitere Lebenskosten abdrückt. Sprich, würden alle ca. 270 Erstsemestrigen an der Salzburger Kommunikationswissenschaft ihre ehemalige Semesterstudiengebühren zusammenlegen, könnten sie grade mal zwei Leute für ein Jahr nach Harvard schicken. Irgendwie faszinierend auch das zehnstellige Budget von Harvard oder die 350 Millionen Dollar an Studienbeihilfen... wie sehen da eigentlich die vergleichbaren Zahlen des österreichische Unterrichtsministeriums aus?! Na ja, wie gesagt, der Vergleich hinkt halt...
Und schließlich, wie oben schon angeschnitten, als letzter Höhepunkt der Reise das Extreme-Konzert am letzten Abend. Ich weiß ehrlich gesagt nicht ganz, wie ich diese paar Stunden in Worte fassen soll, ohne in sentimentales Fan-Gebrabbel zu verfallen. Wie schon beim Konzert in Las Vegas ist da eine Energie auf der Bühne, die jedes Publikum in Brand setzen würde, das nicht klinisch tot ist. Das gilt natürlich noch zehn mal mehr für das Publikum in der Bostoner Heimat der Band, das noch dazu durch die umherrschwirrenden Kameras motiviert wird: Das Konzert wird für einen Live-Mitschnitt gefilmt! Wir werden alle in die runde, glänzende Ewigkeit einer Live-DVD eingehen, als ein paar klatschende Hände, als fröhliches Gesicht oder als johlender Mund im Meer des frenetisch kreischenden, tanzenden, klatschenden Publikums in Boston! Details zum Konzertverlauf könnte ich jetzt noch seitenweise zum Besten geben, aber das würde die meisten wohl eher langweilen, daher verweise ich auf die hoffentlich bald erscheinende Live-DVD bzw. wen's interessiert, der bekommt eine detailliertere Version des Konzertabends gerne live bei einem Glas Gerstensaft.
Und so stehe ich nach gut zweieinhalb Stunden Konzertwahnsinn und fast acht Monaten Reisewahnsinn im House of Blues in Boston, am Ende der Reise und damit wohl auch eines kurzen aber spannenden Lebensabschnitts: Am Boden das übliche Post-Konzert-Chaos, rundherum Gute-Laune-Aufbruchsstimmung, und mittendrin ich, leicht taub, leicht sentimental ob des letzten Abends, aber vor allem glücklich über diesen gelungenen Schlusspunkt aufregender sieben Monate. Und das macht es wohl auch einfacher, sich schließlich vom ungezwungenen freien Backpackerleben on the road zu verabschieden und sich wieder auf das heimische Salzburg zu freuen und auf alles Schöne, das damit einhergeht: Familie, Freunde, Gitarren, Stieglbier, Kaskrainer.
Und damit fällt der Vorhang, der Rest ist eigentlich nur noch der Abspann: Busfahrt nach New York, letzter Besuch im letzten Hard Rock Cafe am Weg, die zwei traditionellen Flaschen Abschiedsbier vor dem Heimflug, verschwitzt und viel zu spät am Flughafen, Abflug, Landung, Ausstieg, "Servas Wien!" und Ende.

"Last Stop. This journey ends here. Please exit the bus!" Mach's gut, Herr Busfahrer. Bis zum nächsten Mal.

Freitag, 21. August 2009

Philadelphia: Freedom, Liberty und Rocky

Nach Washington D.C. war Philadelphia der nächste Stop auf meiner "Freedom, Liberty and Independence"-East-Coast-Tour. Wiederum ein super Couchsurfing-Stop, davon abgesehen waren die vier Tage dort aber eher eventlos. Philadelphias Highlight sind seine "historische" (für amerikanische Standards) Altstadt und die dort ausgestellten Artefakte und Gebäude aus der Zeit des Unabhängigkeitskrieges, wie zum Beispiel die Independence Hall, den Geburtsort der Unabhängigkeitserklärung, und die "Liberty Bell", die das siegreiche Ende des Unabhängigkeitskrieges in der damaligen Haupstadt Philadelphia verkündete. Dummerweise war meine Gier nach derlei Kram schon in DC mehr als gestillt worden, davon abgesehen war die National Mall einfach ungleich interessanter als ihr Pendant in Philadelphia, der Independence National Park. Man sieht schon, die Namensgebung von so ziemlich allem beschränkt sich hier wieder auf die großen amerikanischen Pathos-Worte.
Uramerikanisch, wenn auch etwas jünger, übrigens auch ein anderes Markenzeichen Philadelphias bzw. dessen Geschichte: Die Rocky-Statue. Im ersten Teil der Rocky-Filme erklimmt Rocky, der ja laut Drehbuch aus Philadelphia stammt, in einer Schlüsselszene zum legendären Soundtrack von "Eye of the Tiger" die Treppen des Philadelphia Museum of Art. Später im Film wird ihm deswegen eine Statue an genau dieser Stelle errichtet. Und diese Statue schaffte schließlich den Sprung vom bloßen Dasein als Filmrequisite zum Monument in der realen Welt: Heute steht ein bronzener Rocky am Fuß der erwähnten Treppen und ein "Rocky"-Schriftzug mit dazupassenden Fußabdrücken im Beton ziert deren Kopf. Ungefähr so, als würde in Österreich jemand zum Gedenken an "Muttertag" eine Roland-Düringer-Statue vor dem Kunsthistorischen Museum in Wien aufstellen... Und so dient die Statue und der Filmausschnitt heute dem Gaudium der Touristen, die sich scharenweise schattenboxend die Treppen hinaufschwitzen und oben ihren besten Rocky-Siegestanz aufführen, während ein Freund das Ganze zur Freude der Verwandtschaft daheim auf Video festhält.
Ansonsten, wie gesagt, Philadelphia, nettes Städtchen, das größte Schlachtschiff der Welt im Hafen (die mittlerweile pensionierte USS New Jersey), mit dem Philly Cheese Steak Sandwich ein weiteres kulinarisches Highlight der Reise, alles schön und gut, aber langsam scheint die Reise oder zumindest die viele Hatscherei in Washington ihren Tribut zu zollen. Die Lust auf große Entdeckungen hält sich in Grenzen. Drum geht es auch schnell wieder weiter Richtung Norden. Der nächste und letzte Stop der Reise: Boston, Massachusetts.

Montag, 17. August 2009

Washington D.C.: Ein viertägiger Spaziergang im Vorgarten Amerikas

Küstenwechsel: Von der Glitzeroase Las Vegas in die selbsternannte Hauptstadt der Demokratie, Washington D.C. Ähnlich wie in Vegas sind auch in Washington D.C. schon im Anflug auf die Stadt die großen Monumente erkennbar, die man schon wie aus dem Effeff zu kennen glaubt, weil man sie in unzähligen Filmen gesehn hat (meist kurz vor ihrer Zerstörung durch Aliens, Flutwellen oder Terroranschläge). Aber während sich Amerika in Las Vegas als perlenketten-, glitzerhut- und sternchenbrilletragender Partytiger gibt, ist es in DC ganz seriöser Staatsmann, gezeichnet von historischen Stätten aus dem Unabhängigkeits- und dem Bürgerkrieg, Museen und Gedenkstätten an vergagenene Staatsgrößen und Kriege (und das warn ja so wenige nicht...) sowie natürlich von den zahlreichen Einrichtungen des aktuellen Regierungsapparats. Ein bißchen wie Wien, nur eben... anders! ;-)
Trotz des anstrengenden Übernachtfluges beginnt sofort nach der Ankunft die Erkundungstour. Bin ja nicht zum Spaß hier, die 18 Dollar für den mittlerweile sechsten Lonely Planet dieser Reise sollen sich ja gelohnt haben. Das erste Ziel liegt auf der Hand: Die National Mall, der so genannte "Vorgarten Amerikas": Ein Park, ungefähr so groß wie die Salzburger Altstadt vom Justizgebäude bis zm Schloss Mirabell, mit all den Sehenswürdigkeiten, die man als Washington-Frischling erwartet, in jede Himmelsrichtung im Umkreis von gut zwei Kilometern: In der Mitte der Riesen-Obelisk des Washington Monuments, davon ausgehend in östlicher Richtung die zahlreichen Museen des Smithsonian Instituts und an diesem Ende der Mall der Capitol Hill mit dem Capitol, dem Supreme Court und der Library of Congress. Am westlichen Ende des Parks das Lincon Memorial, umgeben von Denkmälern an die Weltkriege, Korea und Vietnam (es ist noch genug grün im Park, Afghanistan und Irak werden sicher noch folgen...), im Norden das Weiße Haus und im Süden die Denkmäler an die Präsidenten Jefferson und Franklin D. Roosevelt.
Dabei ist natürlich immer alles fokussiert auf Freedom, Liberty, Independence, Constitution, Democracy und ähnlich große Worte, bis hin zu den Straßennamen: Eingerahmt wird die National Mall von der Independence und der Constitution Avenue. Und so sitzt man dann unterm Washington Monument, beeindruckt und inspiriert von der grandiosen Umgebung der der umliegenden Monumente und Museen und packt den Laptop aus, um seinen Gefühlszustand in Worte zu fassen. Dieser meldet einem dann auch gleich, dass es Internetempfang gäbe. Der Name des Netzes: Freedom-WiFi. Eh kloar...
Trotz der oben erwähnten Kompaktheit der großen Highlights bestehen die nächsten Tage eigentlich nur aus einem: Gehen. Sightseeing, bis die Füße bluten und die Kamera raucht, von Momument zu Memorial zu Museum und wieder zurück. Es gibt einfach zuviel Gutes zu sehen, um irgendwas auszulassen. Dank ungezählter Infotafeln, einer geführten Tour durch die Gegend, Foldern und Museumsbesuchen kann ich auch mein Geschichtswissen um eine Vielzahl weiterer unnützer Daten und Fakten erweitern. So z.B., dass auf Thomas Jeffersons Grabstein auf seinen eigenen Wunsch hin steht, dass er Gründer der Universität von Virgina war sowie Verfasser der Unabhängigkeitserklärung und der Erklärung des Staates Virgina für Religionsfreiheit. Die Tatsache, dass er "daneben" auch Präsident der Vereinigten Staaten war, hielt er aber anscheinend nicht für erwähnenswert. Spannend, oder?! ;-)
Davon abgesehen kann ich in DC meine ersten Erfahrungen mit couchsurfing machen, und es sind ausnahmslos sehr gute. Wer das Konzept noch nicht kennt: Couchsurfing ist eine ähnliche Internet-Community wie Facebook oder studivz, allerdings mit dem Schwerpunkt auf Reisen. Vereinfacht gesagt, stellen die Mitglieder ihre Gästebetten, Luftmatratzen, Couches usw. anderen Mitgliedern für einige Nächte zur Verfügung. Zwar etwas umständlicher zu arrangieren als ein Hotel- oder Hostelaufenthalt, aber letztlich hat man mehr davon, denke ich: garantiert neue Bekanntschaften (und in meinem Fall sehr nette), einen lokalen Insiderblick auf die jeweilige Stadt und nicht zuletzt natürlich die gratis Übernachtung.
Während meiner vielen Stunden zu Fuß über die National Mall wird mir bei einer Gelegenheit auch wieder bewusst, wie paranoid mich die letzten Jahre voller terrorismusgetränker Nachrichten und Actionfilme voller bärtiger Islambösewichte gemacht haben: Ein schwarzhaariger Mann mit Vollbart, adrett gekleidet, aber mit Sporttasche fragt mich nach dem Weg zum World-War-II-Memorial. Nachdem ich ihm den Weg gedeutet habe, wird mir plötzlich klar: "Oh Gott, was, wenn das jetzt ein Selbstmordattentäter war und in der Tasche steckt kiloweise Sprengstoff?!?! Und ich habe ihm jetzt auch noch den Weg gewiesen, oh nein!!!!" Fast wollt ich mich schon kopfüber zu Boden werfen und schreien: "RUN EVERYBODY, HE'S GOT A BOMB!!!!" Aber letztlich überwog doch die heimatliche Schau-ma-moi-wos-passiert-Einstellung, zu Recht, denn es flog nichts in die Luft, das Einzige, das er wenn überhaupt gesprengt hat, war wohl das speichervolumen seiner Digitalkamera. Andererseits: Vielleicht hat er nur die Lage abgecheckt, alles ausspioniert und der wahre Attentäter kommt erst und... ok, lassen wir das.


Abschließend, frei nach dem Motto "Einen hab ich noch", noch eine kurze Anekdote, wie sehr Präsident Obama mit seinem "Yes, we can!"-Slogan schon den amerikanischen Alltag durchdrungen hat: Zwei kleine Kinder wollen vor dem Lincoln Memorial auf einen Sockel klettern, um sich eine bessere Übersicht zu verschaffen. Mit einem beherzten "You can't go there" will die Mutter sie stoppen. Da dreht sich der kleine Bub um, schaut sie frech an und sagt:

"YES, WE CAN!!" ;-))

Montag, 10. August 2009

Las Vegas: Wie ein Teenie bei den Backstreet Boys...

In Las Vegas kann man schon mehrere Male gewesen sein, man (oder zumindest ich) steht doch jedes Mal wieder Wie ein kleiner Junge mit großen Augen vorm Christbaum: Alles glitzert, alles glänzt, von überall her dröhnt Musik und/oder das Geklingel der Spielautomaten, die Straßen sind voll mit feiernden Menschen, alle Sinne stehen auf Overload. Und da es Juli ist, vor allem auch der "Schwitz-Sinn": Ankunft 19 Uhr, es hat 107° Fahrenheit - 42° Celsius, mit der nicht vorhandenen Feuchtigkeit einer Sauna.
Insgesamt wirkt Las Vegas wie der glitzernde Stinkefinger, den Amerika der Rezession vor die Nase hält, um zu sagen "Ha, so schlimm isses ja gar nicht, feiern, spielen und saufen können wir noch!" Aber grade nachts, wenn alles andere hell erleuchtet ist, sprechen einige dunkle Flecken am Strip, Baustellen, an denen nicht wirklich viel weiterzugehen scheint, eine andere Sprache. Das bestätigt auch der Mann der Freundin, bei der ich hier übernachten konnte, dessen Firma 70 Prozent der Angestellten entlassen hat. Dankenswerterweise gehört er zu den restlichen 30 Prozent.
Die ersten paar Tage in Vegas verbrachte ich mit Brenton und Eli, zwei Australiern, die mit mir die Tour durch den Yosemite mitgemacht hatten, sowie auch den Pub Crawl in San Francisco. Wir teilten uns eine Suite im "Monte Carlo", im Herzen des Las Vegas Boulevard, ein sensationeller Luxus nach sechs Monaten Hostels, Schlafsälen und Campingmobilen. Ähnlich luxuriös und vor allem heimatlich auch das Mittagessen am Tag nach meiner Ankunft: Weißwürste, bayrisches Bier und Brenz'n, denn Brenton hatte sich zu seinem Geburtstag an diesem Tag ein Essen im örtlichen Hofbräuhaus gewünscht. Schon irgendwie ein schräges Gefühl, wenn man tausende Kilometer von zuhause weg ist, das oben genannte "Einser-Menü" aus Wurscht, Bier und Schnaps zu sich nimmt und dabei auch noch einem Alphornspieler zuhört/-sieht. Leider geriet unsere kleine Feier dank zuviel Bier und Schnaps etwas außer Rand und Band und nach einem abschließenden Mega-Cocktail im Circus,Circus-Casino enden die Feierlichkeiten zur nachtschlafenden Uhrzeit von 17 Uhr im Hotelzimmer, mit zwei Drittel der Mannschaft völlig hinüber am Bett und dem Geburtstagskinddrittel überm Mistkübel, wo er sämtliches Getrunkene und Gegessene der letzten Stunden wieder von sich gibt.
Dementsprechend verkatert geht's für mich dann zu meinem ersten Konzerthighlight des Sommers, weitere sind bereits geplant. Ort des Geschehens an diesem Abend: Der Pool des Hard Rock Casinos. Auf dem Tagesmenü steht 80s-Rock-Retro-Programm at its Best: Extreme und Ratt. Erstere erfolgreiche Hardrock-Funk-Rocker, die Anfang der 90er ihren großen Durchbruch hatten ("More than words" ist dem einen oder der anderen vielleich schon mal untergekommen ;-) ), zweitere absolut klassisch-primitive, in die Jahre gekommene Glamrocker, die erfolgreich vor allem Mitte der 80er. Zwei recht unterschiedliche Gruppen, wenn auch ungefähr im gleichen Genre zuhause, dementsprechend war auch der Konzertverlauf wie Tag und Nacht. Erste Gruppe Extreme: Vier Stangen Dynamit auf der Bühne, alleine mit der Energie des Sängers hätte man halb Vegas in die Luft jagen können. Sensationelle Musiker, vor allem der Gitarrist (Nuno is GOD, YEAH!!!!), super Program aus eigenen Songs, Medleys und Covers, einfach eine gute Stunde fantastische Unterhaltung. Zweiter Teil, Ratt: Kurz gesagt, 80s-Rock der dümmsten Variante, langweilig einen Song nach dem anderen runtergenudelt wie eine Platte, fünf Leute auf der Bühne, die zusammen nicht halb so viel Energie, Musikalität und überhaupt irgendwas an den Tag legen wie nur einer der Extreme-Leute.
Der Rest meiner Zeit in Vegas, nach Brentons und Elis Abreise, war der wohl denkbar uncharakteristischste (aber trotzdem sehr unterhaltsame) Las Vegas-Aufenthalt, den man nur haben kann: Bei einer Mormonenfamilie mit zwei Babys (drei und acht Monate) und einem zwejährigen Kleinkind. Und ich bleibe an dieser Stelle bei meiner Ansicht: Süß sind sie ja. Aber nur, solange man sie bei Bedarf wieder der Mutter in die Hand drücken kann ;-) Zur Erklärung: Die Hausherrin, Cami, ist eine Freundin, die vor fünf Jahren gemeinsam mit mir in Utah studiert hatte. Damals noch blutjunge Erstemestrige in Logan, Utah, ist sie heute verheiratet, komplett mit Haus in Vegas und Kind und Hund (und der Gartenzaun war glaub ich auch weiß, nur um das Klischee vervollzuständigen). Wenn auch für Las Vegas sehr uncharakteristisch, war diese Art von Aufenthalt trotzdem sehr interessant und lustig. Nach Hostels, Schlafsälen, Nachtfähren und- zügen, Strandhütten und Campingbussen nun Hiasi, der abenteuerliche Weltreisende, auf der Gästematratze zwischen Windeln, Teddybären und Babykrippe. Eine weitere Erfahrung am Weg.
Auch Vegas, wie schon in LA und San Francisco, kannte ich bereits, daher auch hier der Schlachtplan "Gemütliches Abhängen und noch nicht Gesehenes erkunden". Letzteres war einerseits die Downtown Gegend von Vegas, wo der Casino-Boom eigentlich seinen Ursprung hatte, die mittlerweile aber im Vergleich zu den weltbekannte Hotel/Casino/Entertainment-Palästen am südlichen Strip eher abstinkt. Einziges Hightlight: Die Fremont Street, eine Straße im ungefähr gleichen Ausmaß wie der Europark, komplett überdacht, und über die gesamte Länge dieses Dach erstreckt sich der größte Bildschirm der Welt, auf dem allabendlich verschiedene Videoshows abgespielt werden, in meinem Fall zum Thema Mondladung, da es der 20. Juli war und damit deren 40jähriges Jubiläum. Der zweite Punkt auf der Las-Vegas-To-Do-Liste war das Stratosphere, ein Casino in Form eines gut 300 Meter hohen Turms. Und was macht man auf der Spitze eines solchen Turm, wenn einem das Panorama zu langweilig wird? Las Vegas-Logik zufolge ist die nächstebeste Antwort: Achterbahn fahren. Deswegen gibt es dort, in 300 Meter Höhe, drei Achterbahnen: Einmal "Big Shot", die dich den fernsehturmartigen Spitz des Ganzen hochschiesst und wieder fallen lässt; einmal "X-Scream", dass dich über die Kante der Aussichtsplattform hängen und immer wieder fallen lässt; und schließlich "Insanity - The Ride": Ein Arm hält die Sitze mit den Passagieren über die Plattform hinaus, das Ganze fängt sich zu drehen an und währenddessen klappen die Arme langsam nach hinten, sodass du mit dem Gesicht gute 300 Meter nach unten schaust, während die Kreisformation langsam ihre Reisegeschwindigkeit erreicht - geil! :-)
Abschließendes Highlight in Vegas war Konzert Nr. 2, eigentlich der Grund, warum ich so lange (insgesamt zehn Tag) in Vegas geblieben bin: Ein wortwörtliches Rocken von A bis Z, am Programm in der MGM Grand Garden Arena standen Aerosmith und ZZ Top. Letztere (wer sie nicht kennt) drei wackere Uralt-Texas-Bluesrocker, zwei davon mit langen Vollbärten, der dritte ohne Bart, dafür heißt er Frank Beard (Kein Scherz!). Auf jeden Fall, Bärte hin oder her, die drei sind eine perfekte Vorgruppe, am Ende kocht die Halle. Die folgende Aerosmith-Show werde ich hier nicht näher beschreiben, das würde nur in einer zeit- und zeilenverschwendenden Schwärmerei enden, denn es war ein absolutes Spitzenkonzert: Super Stimmung, super Musik, super Show und extrem viel Energie bei den Akteuren. Nicht selbstverständlich, wenn man bedenkt dass der Altersschnitt auf der Bühne bei Ende 50 lag. Einen Höhepunkt kann ich dann allerdings doch nicht unerwähnt lassen: "We wanna recognise somebody special in the audience tonight, sombeody who's celebrating his birthday tonight... SLASH, COME HERE, YOU MOTHERFUCKER!!!!!" Nach dieser Ansage von Sänger Steven Tyler betritt der ehemalige Guns'n Roses-/Vevet Revolver-Gitarrist Slash die Bühne und rockt für einen Song mit Aerosmith mit. Eine Situation, für die ich ansonsten meinen linken Arm gegeben hätte, und dementsprechend verbringe ich die nächsten paar Minuten einem ähnlich ekstatischen Zustand wie ein 13jähriger kreischender Teenager beim Backstreet Boys-Konzert. Und doch sind zumindest einige der 32 Fotos während der wenigen Minuten des Gastauftrittes tatsächlich brauchbar. Das kann es wohl auch nur in Vegas geben, du bist bei einer deiner Lieblingsbands am Konzert und dann springt plötzlich einer deinen absoluten Heroes auf die Bühne.
Nach diesem langen Entertainment-Stop geht's jetzt weiter an die Ostküste zur "Freedom, Liberty and other meaningless 18th century bullshit-words"-Tour durch Washington D.C., Philadelphia und Boston.

Freitag, 7. August 2009

Yosemite Nationalpark/San Francisco: Karaoke im Garten Eden

Nach einigen Tagen Großstadt-Halligalli in Hollywood und dem Strandleben in Hermosa Beach fällt meine nächste Amerika-Station wieder in die Kategorie "Naturwunder": Der Yosemite Nationalpark, Amerikas ältester geschützter Nationalpark. In der Hoffnung auf nette Gesellschaft und neue Bekannte hab ich ihn im Rahmen einer organisierten Campingtour erkundet statt auf eigene Faust. Nicht sehr backpackerisch zwar, aber weniger mühsam und definitiv sein Geld wert.
Geschlafen wird im Bus oder, wer Lust drauf hat, zu erfrieren, kann auch gerne draußen nur auf einer Matratze oder im eigenen Zelt übernachten. Warum erfrieren? Der Park liegt zwischen 600 und 4'000 Höhenmetern, sprich, da hilft auch der nordkalifornische Hochsommer nicht viel, nachts ist es, pardon, arschkalt. Nach einer Übernachtfahrt von San Francisco erreichen wir am nächsten Morgen den Park: Ein Garten Eden, das Grün der Wälder und Wiesen, grüner als alles, was ich bisher gesehen hab, eingerahmt von malerischen Felskulissen, grade wachgeküsst von der Morgensonne und... ok, bevor wir uns jetzt endgültig auf das Terrain von Rosamunde Pilcher begeben, sagen wir einfach: Sche woars! Nicht das beeindruckende Kulisse von Yosemite, sondern auch das Steinwüsten-Panorama der ebenfalls am Weg liegenden Sierra Nevada. Und es erinnert den Weltreisenden sehr effektiv daran, dass er ähnliche Panoramen ja quasi vor der Haustür hat und das öfter ausnutzen sollte.
Insgesamt wie erhofft vier sehr schöne Tage mit netten Leuten vor der großartigen Kulisse des Parks bzw. der östlichen Sierra Nevada. Auch wenn ich wieder gemerkt habe, Camping ist einfach nicht so ganz mein Bier und mit über 30 Leuten in eine Campingbus schon gar nicht, und seien sie auch noch so nett... Abschluss und Höhepunkt war das laut unserem Fahrer bereits traditionelle Aufmischen einer Karaokenacht in einer lokalen Kneipe, sorry, Saloon natürlich. Um es kurz zu machen: Die Drinks waren billig und gut gemischt, die Karaoke-Musikauswahl absolut akzeptabel, und wenn der eine Teil der Mannschaft auf der Bühne singender- und schreienderweise abrockte ("Paradise City" und "YMCA" waren nur zwei der Highlights), betätigte sich der Rest vor der Bühne als Fans/Groupies. Angetrieben vom irischen Teil der Gruppe (Die Mädels konnten feiern und bechern, unglaublich.... Zitat: "We're trying to keep it down, but we can't help it, we're Irish!") setzte sich diese Art der Abendbeschäftigung dann am nächsten Abend nahtlos fort mit einem deftigen Pub Crawl in San Francisco mit quasi den gleichen Leuten, da wir wieder alle im selben Hostel abgestiegen waren.


Wie auch schon in LA konnte ich auch in San Francisco einen noch unerledigten Punkt von der "Must See in America" streichen: Einen Besuch bei "Hooters". Wem der Name nicht geläufig sein sollte: Hooters ist eine Restaurantkette, die sich von ihren Konkurrenten in der Oberweitengröße der Kellnerinnen abhebt (Hooters = umgangssprachlich für Brüste). Es gibt keinen Lapdance oder Striptease oder Massage mit Happy End oder so, nein, es wird halt einfach das Essen von einer, hm, gut ausgestatteten jungen Dame in sehr engen Klamotten serviert. Tja, man kann über Amerika sagen, was man will, aber wie schlecht kann ein Land sein, in dem man mit so einem Geschäftskonzept ein Vermögen machen kann?! ;-)
Ansonsten war der San Francisco-Aufenthalt sehr relaxt, die üblichen Sightseeing-Höhepunkte hatte ich schon bei meinen vergangenen Besuchen hier vor einigen Jahren abgeklappert. Man könnte es wohl einfach als "Ungezwungenes Abhängen" bezeichnen, mal hier a bissl schaun, da ein nettes Cafe, hier ein netter Park, die alten Hippie-Viertel anschaun, das örtliche "Guitar Center" und die Plattenläden durchstöbern, usw. Zudem habe ich ihn San Francisco eine Bekannte wiedergetroffen, die mit Lukas und mir die Erfahrung "Nachtfähre in Thailand" geteilt hatte. Bei ihr konnte ich übernachten, mit ihrem Freund Jimmy bei Bier und Wein diverse Verschwörungstheorien diskutieren ("Dude, the internet is destroying society as we know it, you know?! Because...") und mit den beiden einige nette Platzerl abseits der Touristenpfade erkunden. Die Revanche folgt auf dem Fuße, Ende September wird sie dafür mit mir die Erfahrungen Rupertikirtag und Oktoberfest machen. Wer mitkommen möchte: Bewerbungen zum stellvertretenden Assistenz-Touristenführer bitte an matthias.petry@gmail.com ;-)


Nach einem kurzen Zwischenstopp in Hollywood und Venice Beach, um auch dort das örtliche Hard Rock Cafe (und noch einmal Hooters) zu besuchen, liegt nun die Wüste am Weg. Oder besser gesagt, ihre schrillste Oase: Las Vegas!