Mittwoch, 20. Mai 2009

KM 5663 bis 8733 – Alice Springs//Townsville//Great Barrier Reef: Von der Wüste an die Küste

Von unserer nächsten Station gibt es nicht viel zu erzählen: Alice Springs – ein weiteres langweiliges Kaff mitten in der Wüste, wenn auch ein so großes, dass es uns nach fast einer Woche im Outback vorkam wie Downtown New York. Das wohl Erwähnenswerteste dieser Station ist, dass unser brave Campervan kurz zuvor ein denkwürdiges Jubiläum erreicht hat, nämlich das magische Alter von 444.444 Kilometern. Gute 5.000 davon hat er nun schon mit uns verbracht. Deswegen möchten wir ihm an dieser Stelle kurz Tribut zollen.
Er ist wie ein guter Beamter: Er funktioniert - Er ist nicht schön, man kann nicht mit ihm angeben, aber er macht seinen Job, zwar nur in seinem kleinen, beschränkten Rahmen, aber er funktioniert: Er schluckt brav die tausenden Kilometer, die wir ihm zu fressen geben, der Kühlschrank surrt brav vor sich hin und kühlt alles, was drin ist, ebenso wie die Klimaanlage, alle Lichter gehen an, wenn man den richtigen Knopf drückt, der Radio gibt Musik von sich, wenn wir nicht zu weit entfernt von der Zivilisation sind, und auch der Gasherd funktioniert reibungslos.
ABER („Aaaachtung! Suderanten, präsentiert das Gemecker!“) – er frisst nicht nur massig Kilometer, sondern säuft auch Sprit wie ein durstiger Ackergaul an einem heißen Sommertag; Die Schränke lassen sich nur noch mit kurzen, harten Schlägen an die richtigen Stellen öffnen und schließen; Die Vorhänge haben soviel Dreck am Saum wie ein durchschnittlicher Mafiaboss Dreck am Stecken; Die Gangschaltung hat die geschmeidige Elastizität eines 90jährigen Kniegelenks; Der Radio funktoniert zwar, aber der linke Lautsprecher wechselt konstant zwischen „Radio Wackelkontakt“ und „Antenne CCHHHRRRR“; Die Klimaanlage gibt zwar gekühlte, aber aus welchem Grund auch immer erbärmlich stinkende Luft von sich; Lüften ist quasi unmöglich, weil nur zwei Fenster Moskitonetze haben und die sind so klein, dass ich mit einem herzhaften Bäuerchen für mehr Luftaustausch sorgen kann als beide geöffnet zusammen; jede gröbere Aktion – Essen, Schlafen, Kleidung aus dem in der Bank untergebrachten Rucksack holen – erfordert den kompletten Umbau des halben Vans, usw.
Aber hey, what shalls, wie gesagt, er macht brav seinen Job, spart uns dabei noch Geld und bringt uns letztlich ans gewünschte Ziel. Und das war für die nächte Etappe nur eines: Von der Wüste an die Küste. Das heißt in diesem Fall Kilometerfressen der langweiligsten Art: Aufstehen – Den Highway runter von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang – Abendessen und Schlafen und am nächsten Tag das gleiche. Das Ganze drei Tage lang, insgesamt gute 1800 Kilometer, einziges „Highlight" ein ungewollter Stop, als uns ein Polizist aufhält mit der zentralen Message: „You’re travelling through Australia? Well, do it at the speed limit!“ 71 km/h statt 60, ups...
Unser Ziel an der Küste war Townsville, eine nette Kleinstadt, eigentlich nur wenig unterhaltsamer als oben erwähntes Alice Springs, allerdings mit einem Riesenunterschied: Es hat einen Strand. Und die Wiesen hier sind tatsächlich grün. Und wenn irgendwo ein Schild steht, auf dem ein „Creek“ angekündigt wird, weist das auch wirklich auf einen Bach hin und nicht, wie im Outback, auf eine längliche Mulde, die sich von ihrer Umgebung lediglich durch einen etwas dunkleren Rot-Ton unterscheidet. Aber auch wenn Townsville eher unspannend war, nach gut drei Wochen täglichem Ortswechsel war es irgendwie schön, mal wieder etwas länger an einem Ort zu bleiben und einfach am Strand auf der faulen Haut zu liegen.
Dies war uns allerdings erwartungsgemäß schnell einmal zu fad (Wir sind ja nicht zum Spaß hier...), noch dazu wurden wir wiederholt auf eine sensationelle Tauch-Location am Great Barrier Reef direkt vor Townsville hingewiesen, das Wrack des 1911 gesunkenen Frachters „Yongala“. Am Great Barrier Reef tauchen gehen war sowieso Teil des Masterplans, also, gesagt, getan, Mastercard und Visa reichen sich glücklich lächelnd die Hand und einen Tag später geht’s mit dem Tauchboot „Sea-esta“ ab aufs offene Meer (Laut lesen, dann macht der Name Sinn... ja genau, schon richtig gelesen, der Worwitz ist wirklich so schlecht...).
An dieser Stelle müssen wir allerdings zugeben, bei allem Stolz und aller Männlichkeit und bei allen guten Erfahrungen, die wir bisher auf diversen schwimmenden Objekten gemacht haben: So nah dran, seekrank zu werden, waren wir beide noch nie. Sackerl waren zwar keine nötig, aber dazu bedurfte es eines extremen Maßes an Selbstbeherrschung und nächtelanger Diskussionen mit dem jeweiligen Magen. Die insgesamt zehn Tauchgänge am Wheeler Reef, Davis Reef und als abschließendes Highlight am Wrack der „Yongala“ waren aber alle Strapazen absolut wert (ja, und auch den Preis des dreitägigen Trips): Eine winzige Sandinsel inmitten des Riffs, Schildkröten, Haie, riesige Rochen, Seeschlangen, Clownfische, Langusten, Hunderte von Fischen in allen Farben und Formen, deren Namen wir weder auf Englisch noch auf Deutsch kennen, und nicht zuletzt das Wrack selbst, drei Tage einfach sensationeller Eindrücke. Noch dazu gab es im Rahmen einer kleinen Party an Bord am zweiten Abend eine gratis Einführung in eine offenbar klassisch australisch-neuseeländische Trinktradition namens „Slap the Goon“. Dabei wird Billigwein, so genannter „Goon“, direkt, also volley Öffnung – Mund, aus dem 4-Liter-Alusackerl (wohl am besten übersetzt mit „Tetra Sack“) konsumiert, allerdings erst nachdem er einen herzhaften Klaps auf seinen imaginären Hintern bekommen hat... ja, klingt jetzt nicht grade besonders witzig, aber nach einigen Aufwärmbier ist es erstaunlich unterhaltsam, besonders, wenn die gesamte bereits angeheiterte Gruppe den jeweiligen Trinker lautstark anfeuert: „SLAP - THE – GOON! SLAP - THE - GOON!!!“ Na ja, schwer zu beschreiben, müssen wir wohl einfach einmal daheim vorführen ;-)
Nach Townsville und dem Tauchtrip neigt sich der Australien-Part der Reise langsam dem Ende zu. Nun geht es noch die Küste hinauf nach Cairns und Cape Tribulation, bevor wir dann Anfang Mai nach Neuseeland weiterfliegen.

1 Kommentar:

  1. weil mein leben hier in münchen grad so fad ist, wollte ich mal wieder nachlesen, was sich auf der weiten spannenden welt so tut. und werde mit langweiligen highways enttäuscht ;-) jungs... ich hoffe, es geht euch gut... und ihr genießt neuseeland! ich bin jeden verdammten grauen büromorgen mit all meinen gedanken bei euch... und matthias: ich verneige mich wie immer vor deinen coolen metaphern, vergleichen etc... und lukas: vor deinen bildern... ihr müsst ein buch darüber schreiben! wenn das von hape kerkeling ein bestseller wurde, dann wird das der nächste harry potter! bin ich überzeugt von! (ich liebe es so deutsch zu sprechen ;-)) FETTE LIEBE! manuela

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