Sonntag, 26. April 2009

KM 2437 bis KM 3044 – Adelaide und Umgebung: Dekadenz auf dem Weg ins Outback

Nach einigen hundert eher unspektakulären südaustralischen Straßenkilometern durch landschaftliches Nichts liegt westlich der Great Ocean Road die Fleurieur Peninsula, angeblich ein wunderschönes Gebiet zum Wandern und um generell der australischen Tierwelt näher zu kommen (also dem Teil der hiesigen Tierwelt, der kein Menschenfleisch auf dem Speiseplan hat). Allerdings, Flora-Fauna-Wunderwelt, alles schön und gut, aber wenig nützlich für uns, denn wann, liebe Kinder, blüht alles und lebt auf und ist schön anzuschauen? Ja, das ist richtig, im Frühling. Und was haben wir jetzt in Australien? Ebenfalls richtig, Spätherbst. Aber immerhin, einige Känguruhs haben sich doch noch unserer erbarmt und ein paar Fotos aus der Nähe machen lassen, also war der Umweg zumindest nicht ganz umsonst.
Nächste Station: Adelaide, die wohl fadeste Landeshaupstadt Australiens. Im Frühling vielleicht auch ganz schön, mit vielen Parks und so. Im Spätherbst – nicht. Erst recht nicht am Ostermontag, wenn noch dazu alle Geschäfte zu haben (was vielleicht aber besser war, da unsere Kreditkarten nach schwerer Überlastung in Sydney grade erst wieder aus dem Koma erwacht sind). Unser einziger Tipp für Adelaide-Reisende: Die örtliche Niederlassung der Australian State Library hat gratis Internet und Strom für den Laptop. Und ist auch an Feiertagen geöffnet. Juhu.
Und was macht man, wenn einem langweilig ist? Nein, falsch, man betrinkt sich nicht. Man verkostet. Zuerst einmal Bier und zwar deutsches. Etwas östlich von Adelaide befindet sich nämlich Hahndorf, das stolz von sich behaupten kann (und es auch ausgiebigst tut und sich dementsprechend vermarktet), die älteste deutsche Siedlung Australiens zu sein. Dies beinhaltet ein Wirtshaus mit Bier, „Pretzels“ und „German Sausages“ zu Oktoberfestpreisen (Eine Halbe Münchner Hofbräubier für 5,30 €), ein „Kaffeehaus“ (zumindest behauptete das das Schild über dem Eingang) und Vorankündigungen für ein „Musikfest“ sowie eine Aufführung der örtlichen „Volkstanzgruppe“ (beide tatsächlich so geschrieben!). Und was wäre eine deutsche Siedlung aus dem ausgehehnden 19. Jahrhundert ohne eine Birkenstock-Shop?!
Nicht zuletzt haben die deutschen Einwanderer in der Nähe aber auch etwas gegründet, was sich mittlerweile zu Australiens wohl bekanntester Weingegend gemausert hat: den Barossa Valley. Auch durch diesen haben wir uns dann ausgiebig durchgekostet, viele edle Tropfen genossen und die weniger edlen (sprich: billigen) dann auch gekauft. Letztlich hat sich unser Besuch sogar noch mit dem örtlichen Weinfest überschnitten, einer sehr netten Veranstaltung mit Countryband, Picknick in der Wiese und vielen Standln mit ebensovielen leckeren free samples.
Nach soviel Dekadenz und Gaumenfreuden hat uns der weitere Weg aber wieder zur camper-lich-spartanischen Wald-und-Wiesen-Existenz zurückgeführt mit einem Ausflug in den Flinders Range Nationalpark, wo wir zwei schöne Wanderungen, herrliche Ausblicke und wieder einige Zusammentreffen mit Känguruhs genoßen haben. Schon lustig, sonst kennst du sie nur von Fotos oder als stilisierte Zeichentrickfiguren und hier hoppeln sie dir tagtäglich um die Ohren. Oder liegen zusammengefahren im Straßengraben. Je nachdem. Aber sie sind zumindest dauernd da, in einer Form oder der anderen.
Nachdem wir bereits zwischen Sydney und Melbourne sowie im Barossa Valley einige Gegenden und Siedlungen gesehen haben, die Salzburg aussehen lassen wie die Weltmetropole, die es so gerne wäre, verlassen wir nun den für australische Verhältnisse immer noch dicht besiedelten süd- bzw. südöstlichen Teil des Landes und machen uns auf Richtung Norden in den Outback , eine Gegend mit, na ja, sehr viel Gegend mit sehr wenig drin.

Mittwoch, 22. April 2009

KM 1170 – The Great Ocean Road: …, denn sie ist es wert.

Die Great Ocean Road entlang zu fahren, ist ähnlich wie das Erlebnis, zum ersten Mal eine Berühmtheit live in Fleisch und Blut vor dir zu sehen, und sei es nur zehn Zentimeter groß auf einer Bühne 500 Meter entfernt: Du kennst die Fernsehwerbungen von BMW, Audi, Peugeot usw., du hast die Verfolgungsjagden in den James Bond-Filmen gesehen. Jetzt bist du selbst James Bond, jetzt bist du selbst der neue BMW Z8, Audi RS4 oder Peugeot 407, und schlängelst dich den Highway runter, mit dem Wind als einzigem Gegenverkehr: rechts unendliche Eukalyptus-Wälder, links das ebenso unendliche Meer mit Felsformationen darin, die aussehen, als hätten die Götter mit der Landschaft von South Australia Boccia gespielt. Und mittendrin balanciert die Great Ocean Road die Klippen entlang, 239 Kilometer südaustralische Küstenstraße zwischen Torquay am östlichen Ende und Warrnambool am westlichen.

OK, natürlich bist du weder James Bond, sondern immer noch nur Luki und Hias, die Supertouristen, noch schlängelst du dich mit einem Z8 den Highway runter, sondern mit einem klapprigen, 440.000 Kilometer alten Toyota Hiace mit holpriger Schaltung und kaputtem Beifahrer-Lautsprecher. Und leider benutzen den Highway nicht nur der Wind und du, sondern auch noch Legionen japanischer Touristen, schwedischer Backpacker und deutscher Pauschaltouristen. Wie bei einer Museumsführung triffst du immer diesselben Gesichter, bei jeder Sehenswürdigkeit, bei jedem „Scenic Lookout“ oder „View Point“ entlang des „Tourist Drive“.
Aber genau das macht die wortwörtliche Sehens-Würdigkeit der Great Ocean Road aus, genauso wie die jeder anderen wirklichen Sehenswürdigkeit: Sie ist es wert, weil in diesem einen Moment gehört sie nur dir, egal, wieviele Leute um dich herumschwirren. Selbst wenn neben dir die Digicams klicken und die Objektive zu Hunderten surren, selbst wenn du weißt, tausende vor dir haben dieses Foto schon gemacht, haben ihren Freund in diese witzige Pose gesetzt, haben diesen „anderen photographischen Zugang, den sonst keiner sieht“ versucht, es ist egal: Du kannst nur dastehen und den Ausblick genießen oder auf eine göttliche Erleuchtung warten, du kannst Fotos machen, du kannst dich fotografieren lassen, du kannst auf die Felsen rausklettern und dort mit ausgestreckten Armen „Ich bin ein goldener Gott“ schreien, mach, was du willst, dieser Moment mit ihr gehört dir. Wenn du zum ersten Mal am Rand des Grand Canyons stehst, musst du erst einmal schlucken; wenn du die Petronas Towers zum ersten Mal siehst, steht dir mal kurz der Mund offen; wenn du zum ersten Mal durch Las Vegas fährst, weißt du nicht mehr, wo links, rechts, oben oder unten ist, du kommst aus dem Schauen nicht mehr raus. Und genauso provoziert auch die Erfahrung„Great Ocean Road“ bei jedem sein eigenes Aha-Erlebnis.
Oder vielmehr eine ganze Reihe von Aha-s, da sich der Ausblick alle paar Kilometer, ja alle paare Kurven ändert und dich wieder von Neuem fesselt: Mal ein Strand mit Surfern in der Brandung, mal ein ein natürlicher Gesteinsbogen oder eine natürliche Brücke, mal die erwähnten „Götter-Boccia“-Felsformationen.
Wie die erwähnten anderen Attraktionen lässt sich auch die Great Ocean Road kaum in Worte oder Fotos fassen, vom höchstpersönlichen Erlebnis ganz zu schweigen. Unsere Fotos und diese paar Zeilen können die Faszination maximal andeuten, erleben muss man sie lebst, live, in Fleisch und Blut, in Teer und Bitumen sozusagen. Sie ist es wert.

Sonntag, 19. April 2009

KM 1112 – Melbourne: Premium Camping und ein Weltrekord

Bangkok – schwüle Hitze: Die Frisur hält. Sydney - eine frische Meeresbrise: Die Frisur hält. Melbourne – Regen, eiskalter Wind, Temperaturen bis maximal 15°C: Scheiß auf die Frisur, es ist arschkalt, gib mir meinen Pullover.
Melbourne war „cool“ in jeder Hinsicht: Eine lässige Stadt zwar, aber um diese zu genießen und dabei nicht zu erfrieren waren tagsüber vier Lagen Kleidung und nachts zwei Schlafsäcke übereinander nötig. Unsere österreichische Kälteresistenz ist uns wohl irgendwo auf einer Busfahrt durch Kambodscha verloren gegangen. Dementsprechend sind wir mit Melbourne weder sprich- noch wortwörtlich so richtig warm geworden: Es ist lässig, relaxed, schön anzuschauen, shoppen gehen könnte man sicher toll, wenn man die Kohle dafür hätte, allerdings hat keine wirklich großen „touristischen“ Must-See-Destinationen wie zum Beispiel das Opernhaus oder die Harbour Bridge in Sydney zu bieten. Und Regen und Kälte haben wohl noch keiner Stadt zu mehr Attraktivität verholfen...
Das einzige annähernde Must-See, der Federation Square, quasi das Herz von Downton Sydney, hat uns auch gleich als Campingplatz in der ersten Nacht gedient: Ankuft am Sonntag Abend, sprich Touristeninfo geschlossen, zu müde und zu verfroren, um in der Dunkelheit quer durch Melbourne zu fahren und Campingplatz zu suchen, also haben wir uns gleich auf einem Parkplatz ein paar hunder Meter weiter niedergelassen und so die Nacht in einer Kurzparkzone in Downtown Melbourne verbracht. Für uns wieder ein Beweis für die Lässigkeit der Australier: Was würde wohl in Salzburg passieren, wenn jemand versucht,die Nacht im Wohnmobil in einer Kurzparkzone in der Altstadt zu verbringen?!
Aber auch wenn Melbourne keine Opernhäuser, Wolkenkratzer, Freiheitsstatuen, Golden Gate Brücken oder sonstige Weltwunder zu bieten hat, es hatte auch durchaus seine sehenswerten Seiten: Die Downtown-Area rund um den Federation Square war zwar eher unspektakulär im Vergleich mit anderen Downtowns „am Weg“, aber doch schön und sehenswert; die Brunswick Street hatte eine Unzahl an schrägen, lässigen und coolen Shops für alles Mögliche bis hin zu „Seriously Weird Shit“ (siehe Foto) sowie Bars und Cafés (und einen supergeilen Kick-Ass-Rock’n-fucking-Roll-Gitarrenladen!), inklusive der dazugehörigen schrägen Gestalten. Und ein weiteres nennenswertes Highlight, auch wenn das vielleicht ironisch klingt, war das Melbourne Museum: Von den Ausstellungen dort – über die Geschichte von Melbourne, über den menschlichen Körper und Verstand sowie über alles ecklige Getier, das in Australien so kreucht und fleucht und schwimmt und dabei manchmal Leute killt – könnten sich heimische Museen einen ganzen Kuchen abschneiden.
Und natürlich das absolute Highlight, last but not least, das Beste am Schluss: Wir waren dabei, wir waren da, zu rechten Zeit am rechten Ort, live dabei am Federation Square, als die Melbournianer einen spektakulären Weltrekordversuch anpackten – einen Weltrekord in der Anzahl der Leute, die gleichzeitig einen Basketball dribbeln... (Ob es geklappt hat, konnte der Moderator gleich danach noch nicht bestätigen, aber es war angeblich auf jeden Fall ein australischer Rekord – Juhuu!)
Während unseres Melbourne-Aufenthaltes haben wir uns auch etwas Gesellschaft im Van besorgt: Da noch Platz war für eine weitere Person und wir für die tausenden noch folgenden Kilometer dankbar für etwas Gesellschaft (und jemanden, der Sprit, Essen und Campingplätze mitzahlt), haben wir online und in den Hostels einen „Cheap Ride to Adelaide via the Great Ocean Road“ ausgeschrieben und waren kurz darauf die beliebtesten Backpacker in ganz Melbourne. Einige der Kandidaten und –innen haben wir dann zum Vorstellungsgespräch geladen (und festgestellt, dass die andere Seite des Schreibtisches wesentlich mehr Spaß macht als die uns bisher bekannte...), bis wir uns letztlich für Andrea aus Südtirol entschieden haben (und nein, die Ausscheidungskriterien waren weder Körbchengröße noch Kochkünste noch Berufserfahrung als Model oder Stripperin...).
Zu dritt machen wir uns nun auf zur Great Ocean Road und schauen nach, ob ihr großspuriger Name und ebenso großartiger Ruf als eine der schönsten Küstenstraßen der Welt auch wirklich gerechtfertig ist.

Montag, 13. April 2009

KM 795 - Blue Mountains//Rutherglen: Neue Straßenerfahrungen, ungewollte Bekanntschaften und ein gescheiterter Sparplan

Nach zwei Tagen Ekelwetter zeigte sich Sidney zum Abschied noch einmal von seiner sonnigen Seite, als wir uns mit unserem gemieteten Campervan, unserem Gefährt/Unterkunft für die nächsten fünf Wochen, Richtung Blue Mountains in Bewegung setzten. Nach dem allgegenwärtigen Verkehrschaos in Kambodscha eine interessante Erfahrung: Du fährst zwar auf der „falschen“ Seite, aber wenigstens machen es alle gleich „falsch“. Und konstant links fahren und rechts überholen, das solls ja auch in Österreich geben (gell, Papa?!) ;-) Dabei ist natürlich nicht nur der Verkehr auf der „falschen“ Seite, sondern auch Fahrer- und Beifahrersitz sowie die Amaturen im Auto selbst. Aber auch das lernt man irgendwann, spätestens nachdem man zum x-ten Mal zum Abbiegen mit dem Scheibenwischer (auf der linken Seite) statt dem Blinker (auf der rechten Seite) geblinkt hat oder mit der rechten Hand nach dem Fensterheber gegriffen hat, in einem vergeblichen Versuch, damit den Gang zu wechseln (was meistens besser geht mit der sich links vom Fahrer befindlichen Gangschaltung).
Auf dem Weg aus Sydney raus kam das Ekelwetter allerdings wieder von seiner Mittagspause zurück und als wir unseren ersten Stop in den Blue Mountains erreichten, bestand deren vielgerühmte Aussicht aus einer Wand aus Regen und Nebel. Nach einer Nacht im absoluten Nirgendwo am Perry’s Lockdown (erreichbar nur über einige Kilometer von der Art holpriger Schotterstraße, die wir eigentlich laut unserem Mietvertrag gar nicht hätten befahren dürfen, aber hey, was tut man nicht für einen gratis Campingplatz?!) wurden wir dafür am nächsten Morgen mit umso spektakuläreren Aussichten entschädigt, weite Canyons und Felsen, manche immer noch leicht verdeckt von den Nebeln und Wolken der vergangenen Nacht.
Und auch unserem Van schien es hier zu gefallen, denn als wir uns wieder auf den Weg machen wollten, ließ er sich nicht mehr starten. Das einfache, aber erschreckend existentielle Problem: Der Schlüssel ließ sich nicht mehr umdrehen. Ehrlich, man kommt sich relativ doof vor, wenn man zuerst bei der Verleihfirma und dann beim australischen ÖAMTC, der Roadside Assistance, anruft und ihnen erklärt, das Problem beim Auto sei, dass sich der Schlüssel nicht umdrehen lasse... Und so war unsere erste nähere Begegnung mit einem Australier die mit Mr. Matthew Ramsay – dem Fahrer des örtlichen Aschleppwagens (dessen Bild übrigens definitiv im Lexikon neben dem Wort „Abschleppfahrer“ zur bildlichen Illustration abgedruckt gehört – einfach ein Bild von einem Abschlepptruckfahrer). Als er uns nach einem Telefonat mit der Werkstatt sagte, es könne sein, dass sich die Reparatur an diesem Tag vielleicht mehr ausgeht und da es bereits Freitag nachmittag war, hatten wir schon Angst vor einem Wochenende Zwangspause in Katoomba, tiefste Provinz in New South Wales. Eine Horrorvision, schöner Ausblick hin oder her. Nach einer beeindruckenden Fahrt im Abschleppwagen (Wenn alle ihr Fahrzeug dermaßen beherrschen würde wie dieser Mr. Ramsay seinen Truck mit noch dazu einem Van hinten drauf, wären die Straßen dieser Welt ein wesentlich sichererer Platz) stellten sich diese Befürchtungen aber als ungerechtfertigt heraus: Der Mechaniker prognostizierte kurz, dass lediglich der Schlüssel ausgeleiert sei, streute irgendein mysteriöses Pulver ins Schlüsselloch und alles funktionierte wieder reibungslos. Sein einziger Kommentar: „Na ja, nach 400.000 km wärst du wohl auch etwas ausgeleiert.“
Nach den Blue Mountains ging es für zwei weitere Tage Richtung Melbourne durch herrliche, scheinbar endlose Hügellandschaften. Eine wirklich schöne Gegend... vor allem sehr viel „Gegend“, nur selten unterbrochen von netten kleine Städtchen, wie man sie sich normalerweise eher im amerikanischen Mittleren Westen vorstellt: Ein paar Häuser, eine Main Street mit kleinen Shops, einem Supermarkt, Restaurants und einer Bar, wo die Kellnerin die Kundschaft noch mit einem herzhaften „G’Day, what can I get ya, darlin’?!“ begrüßt.
Und nachdem wir bereits in Katoomba unsere ersten Känguruhs gesehen hatten (eine Australien-Erfahrung, ähnlich fundamental wie die persönliche Entdeckung, dass sich das Wasser im Klo wirklich gegen den Uhrzeigersinn dem Kanal entgegendreht), folgten weitere Begegnungen mit dem australischen Nationalhüpfer. Diese späteren Exemplare hüpften allerdings nicht mehr weit, sondern lagen überfahren als Roadkill am Straßenrand. Relativiert ein bißchen das Bild vom süßen, flauschigen Schmusehopser, wenn man sie dann so sieht...
Unser letzter Stop vor Melbourne war ein weiteres der oben erwähnte Städtchen namens Rutherglen, das sich aber in einem wichtigen Punkt von den anderen unterschied und uns deswegen auch einen kleinen Umweg wert war: Es besteht hauptsächlich aus Weingütern und damit herrlich vielen Möglichkeiten zur Weinverkostung. Und siehe da, nach unseren ersten positiven Erfahrungen mit Australien fanden sich noch zahlreiche weitere, rote und weiße, liebliche und trockene, leichte und schwere Gründe, Australien zu mögen. Da wir uns allerdings selbst Sparmaßnahmen auferlegt hatten (ja, die Finanzkrise hat auch uns eingeholt), ergab dies gewisse Diskussionen: „Hm, der Shiraz is’ ja wirklich klasse, aber 20$, hm ich weiß nicht. Wir wollten doch sparen....“ – „Hm, ja, stimmt... aber wir könnten doch heute nacht irgendwo gratis in der Pampa stehenbleiben und nichts für den Campingplatz zahlen?!“ Aber wie alle Sparpläne und Hilfspakete der europäischen Regierungen ist letztlich auch unser Sparplan des Tages gescheitert: Der Shiraz wurde am bezahlten Campinplatz geleert... und hat noch dazu aus Plastikbechern bei weitem nicht mehr so gut geschmeckt wie aus den Riedl-Gläsern im Weingut.

Montag, 6. April 2009

KM 0 - Sydney: Kulturschock, Stiegl-Bier und Schnürlregen

Nach gut zwei Monaten Südostasien war Sydney wirklich ein Kulturschock. In den südostasiatischen Kulturkreis waren wir ja eher langsam eingetaucht, vom mehr oder weniger westlichen Singapur durch zunehmend authentischere Gebiete in Malaysien und Thailand bis schließlich nach Laos und Kambodscha, wo es nicht mal einen McDonalds gab (Wohl der erste Monat unseres Lebens ohne auch nur theoretischen Zugang zu einem BigMac...). In die West-Ost-Richtung also eher weniger Schock, dafür aber umso mehr bei der Rückkehr in die „westliche Welt“: Am Samstag bist du noch in Kambodscha, alles ist irgendwie exotisch und anders und faszinierend und vor allem superbillig, du verhandelst über jeden einzelnen Preis, vom Tuk-Tuk übers Hotelzimmer bis zum Abendessen, aber dafür ist es auch anstrengend, chaotisch, vielfach verarmt und du bist tagtäglich im Visier von Bettlern, Straßenhändlern sowie Tuk-Tuk- und Taxifahrern, die in dir ein wandelndes blondes Dollarzeichen sehen. Nur 24 Stunden später aber landest du in Sydney und plötzlich ist alles so strahlend sauber, aufgeräumt, modern, offensichtlich wohlhabend bis reich, kein Verhandeln der Preise mehr, du schnappst dir ein Taxis, wenn du eins brauchst und nicht umgekehrt, die Leute sind lässig drauf, sitzen bei einem Bier oder einem Capuccino beieinander oder gehen joggen (worauf der durchschnittliche Kambodschaner sicher keinen Bock hat, wenn er von 6 Uhr morgens bis 6 Uhr abends Armbänder, Schals und Massagen vertickt). Ohne abwertend gegenüber den Eindrücken in Südostasien zu sein, aber es war einfach herrlich. Allerdings kostet diese Herrlichkeit halt auch ungefähr das Vierfache in so ziemlich allen Belangen. Allein schon für das 7-Tage-U-Bahn-Ticket hätte man eine Woche in Kambodscha gut leben können...
Nach der Ankunft im Hostel (unbegrenztes Warmwasser, Küche, Zimmer mit Schlüsselkarte, westliches Klo... mit Klopapier!!!) haben wir das entspannte Feeling eines gemütlichen Sonntag Morgen genossen und die herrliche Aussicht auf, hm, alles: Wer braucht schon Schlaf, wenn Sydney auf ihn wartet, die Oper, die Harbour Bridge, die ganze prachtvolle Szenerie. Und dazu Temperaturen um die 25° C inklusive Meeresbrise im Vergleich zu gefühlten 85° C mit 167% Luftfeuchtigkeit in Südostasien. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, gabs das wohl beste Mittagessen seit Monaten: Weißwürscht, Brezn und Stiegl Bier (im original Stiegl-Halbe-Glas mit original Stiegl-Bierdeckel!!!). Herzlichen Dank an das Löwenbräu Sydney für diesen bewegenden Moment... uns kommen jetzt noch die Tränen... unter anderem auch wegen des Preises: Allein schon deswegen MUSS es das beste Mittagessen des Trips bisher gewesen sein ;-)
Leider nahm nicht nur das Bier, sondern auch das Wetter ab dem zweiten Tag Salzburger Formen an: Abwechselnd Schnürlregen und Wolkenbrüche, eher schlecht für jedwedes touristische Unterfangen. Schlechtwetter-Alternativprogramm: 16 Uhr: Hm, wollten wir nicht sowieso mal checken, was für Konzerte in Sydney am Program stehen.... hm, THE WHO, heute abend in der Acer Arena... – 17 Uhr: Kartenkauf – 20 Uhr: THE fucking WHO, Roger Daltrey und Pete Townshend live in Sydney. Spontanität – Mastercard macht’s möglich (allerdings definitiv nicht „priceless“....).
Wind und Regen haben dann leider auch einen ausgedehnteren Strandbesuch vereitelt. Wir waren zwar am berühmten Bondi Beach, aber außer hohen Wellen und eher erfolglosen Surfern gabs nicht viel, was australisches Strandfeeling erweckt hätte.
Soviel zu Sydney, das gleichzeitig auch den Startschuss für unsere Ochsentour quer durch Australien darstellt (daher auch die Kilometerangabe in der Überschrift). Viele Australienbesucher klappern „lediglich“ die Gold Coast ab, sprich den Küstenstreifen zwischen Cairns und Sydney (P.S.: „Streifen“ heißt in diesem Fall 2.416 Kilometer). Wir dagegen machen sozusagen genau die entgegengesetzte Route: Wir starten ebenfalls in Sydney, fahren aber nicht grade nach oben, sondern via Blue Mountains und ein paar Weinbaugebiete südwestlich nach Melbourne, dann weiter westlich durch noch mehr Weinbaugebiete und entlang der Great Ocean Road nach Adelaide, von dort nördlich ins Landesinnere zum Ayer’s Rock (oder Uluru, wie er jetzt politisch korrekt mit seinem Aborigine-Namen tituliert wird), an Alice’s Springs vorbei und dann wieder Richtung Osten nach Townsville an der Gold Coast und schließlich nach Cairns ans Great Barrier Reef. Zum Vergleich: Wollte man eine ähnliche Route in Europa fahren, könnte man im Südosteck des Schwarzen Meers starten, über Istanbul, Budapest und Wien quer durch Osteuropa fahren bis an die Ostsee und von dort dann grade nach Osten durch das Baltikum bis nach Moskau. Das Ganze sollte letztlich ca. 5.500 Kilometer sein und darf maximal 5 Wochen dauern, sonst kriegen wir etwas Streß mit der Firma, die uns unseren Campervan vermietet hat ;-)

Sonntag, 5. April 2009

So weit, so gut: Das Ende vom Anfang (Angaben zum Gewinnspiel ganz unten)

5 Länder, 20 Stationen, 74 Tage, ungezählte zurückgelegte Kilometer (in 14 Busfahrten, 6 Fähren, 4 Taxis, 3 Nachtzüge, 1 Nachtfähre, 1 Mekong Slow Boat und gefühlten 637 Tuk-Tukfahrten (bei gefühlten 10.000 abgelehnten Tuk-Tukfahrten)), 6 Währungen, 14 neue facebook-Freunde, 7 neue Biermarken, pro Kopf eine verspeiste Ananasplantage (in Form von Pineapple Juice, Pineapple Shake, Pineapple Lassi, Fried Pineapple Rice, Fried Pineapple oder Ananas stückchenweise am Spieß), pro Kopf zwei Hühnerfarmen (in Form von Chicken Fried Rice, Chicken Lok-Lak, Fried Noodles Chicken, Chicken Satay, Tandoori Chicken, Chicken Pad Thai, Chickensandwich und dem guten alten Chickenburger), 13 Tauchgänge, 3 Magenverstimmungen, 34 neue Stempel im Pass, gezählte 6303 Fotos:
So unsere Reise durch Südostasien in ein paar nackten Zahlen. Gekleidet sind diese in bunte Gewänder aus lustigen, schrägen, nachdenklichen, betrunkenen, erstaunten und verärgerten Momenten, neuen Gesichtern und Erfahrungen, neuen Bekannten und vielleicht Freunden, und vielem mehr, aus dem wir teilweise selbst noch nicht recht Sinn machen können. Es war weniger der philosopisch angehauchte Abenteuertrip, den mancher (wir wohl auch ein bißchen) wahrscheinlich im Kopf hat, wenn er hört: „Backpacken durch Südostasien“: Das wörtliche Backpacking mit dem Rucksack am Rücken beschränkt sich auf die Strecke Unterkunft-Fortbewegungsmittel und umgekehrt, die „Geheimtipps“ sind größtenteils nicht mehr geheim und deswegen oft auch keine Tipps mehr, die wort- und sprichwörtlichen Pfade sind größtenteils schon von Horden anderer Lonely-Planet-Apostel ausgetreten. Aber wie sich herausstellte, kann auch ein ausgetretener Pfad noch mehr als genug schöne Blumen am Wegrand stehen haben.
Welche dieser Blumen wir mit auf die weitere Reise und nach Hause nehmen, was wir aus dieser Zeit gelernt haben, ob uns die Erfahrung vielleicht verändert hat, das wird sich wohl erst im Lauf der kommenden Wochen und Monate herausstellen, im direkten Vergleich mit dem Rest der Reise durch die „zivilisierte“ Welt. Oder vielleicht auch erst im Herbst, im Vergleich mit dem Zuhause in Salzburg.
Es war auf jeden Fall die Zeit, die Mühe und das Geld wert. Es war anders als unsere Erwartungen, anders als die Bilder aus diesen Ländern, anders auch als die Erzählungen und Geschichten anderer Reisender und der Leute daheim Und trotzdem: Es war schön, so wie es war. Und was eigentlich noch schöner ist: Wir haben viele der Blumen am Wegrand gepflückt, aber es gibt immer noch genug davon, um einmal wieder zurückzukommen.

Und schließlich, um dem Blog mal etwas interaktiver zu gestalten, hier eine kleine Rateaufgabe für die werten Leser: Die eingangs erwähnten „ungezählten zurückgelegten Kilometer“ sind natürlich nicht ungezählt geblieben. Nachdem wir den ganzen Käse da oben gezählt haben, war das auch nicht mehr weiter schwer. Also, wieviele glaubt ihr waren es? Bitte euren Tipp mit Namen unten im Kommentarfeld angeben, wer am nächsten dran ist, gewinnt ein Abendessen inklusive einer Diashow der Reise (in Salzburg!! WIR haben dann ja schon genug Kilometer zurückgelegt...). Einsendeschluss ist der 30. April 2009. Alle Angaben ohne Gewähr, der Rechtsweg ist ausgeschlossen ;-)

Samstag, 4. April 2009

„No crazy overtaking – No loud Khmer music – No honking all the time“

Eine Erfahrung für sich hier in Kambodscha ist der Straßenverkehr, den wir in Siem Reap und Phnom Penh als Tuk-Tuk-Beifahrer schon aus nächster Nähe beobachten konnten. Während unseres letzten Stops in Südostasien, Sihanouville, haben wir uns via Moped auch einmal selbst reingestürzt (glücklicherweise nicht wörtlich, wir haben es alle geschafft, nördlich des Asphaltes zu bleiben).
Je nach Definition basiert das Fahren hier auf dem Prinzip totaler Freiheit oder totalen Chaos’: Regeln scheint es keine zu geben, schon gar nicht für Motorräder, Mopeds und Tuk-Tuks, und wenn, werden sie gekonnt ignoriert, jeder wurschtelt sich einfach irgendwie durchs Leben und durch den Straßenverkehr; Die Straßenseite, auf der gefahren wird, scheint meistens rechts zu sein, aber nur, wenn es einem grade ins persönliche Verkehrskonzept passt; Ampeln sind eine abwechslungsreiche Art der Straßenbeleuchtung, manche zählen sogar in roten und grünen Zahlen die Sekunden bis zum Farbwechsel herunter, sonst scheinen sie aber relativ wenig Einfluß auf das Verkehrsgeschehen zu haben; es wird nicht auf Sicht gefahren, sondern nach Gehör, die Hupe ist nach dem Gaspedal der wichtigste Bestandteil eines Fahrzeuges: „Meep-Meep“ beim Überholen, „Meep-Meep“ beim Abbiegen, „Meep-Meep“, wenn eine der abgemagerten Kühe die Straße überquert, „Meep-Meep“ um den Gegenverkehr zu grüßen/warnen, „Meep-Meep“, wenn jemand in die Straße einbiegt, „Meep-Meep“ all the fucking time... In den Bussen, die uns in mehrstündigen Fahrten von Stadt zu Stadt bringen, wird diese Geräuschkulisse noch dazu untermalt von kambodschanischen Karaoke-Videos, deren, ähem, faszienierende Bollywood-Schnulzen aus den Bordlautsprechern dröhnen. Aber offensichtlich haben einige Busunternehmen die Mankos des Busreisens in Kambodscha für Westler bereits erkannt und preisen ihre Services an mit „No crazy overtaking – No loud Khmer music – No honking all the time“. Leider ist uns dieses Schild zu spät aufgefallen...
Insgesamt war Sihanoukville aber ein relaxter Abschluss unseres Südostasientrips und damit auch des fast einmonatigen Teils der Trips, den wir seit Chiang Mai mit unserer (je nach Station) bis zu zehnköpfigen Reisegruppe verbracht und (genossen) haben. Ein würdiger Abschluss war es allemal: Bungalow am Strand, erwähnter Mopedausflug in den wunderschönen und kaum erschlossenen Ream-Nationalpark, fast jeden Abend BBQ am Strand und danach englische Saufspiele mit Bier um 50 Cent, so macht das Leben Spaß ;-) Der weniger spaßige Teil waren wiederum ein ganzes Heer von Bettlern und Verkäuferinnen für Früchte, Schals, Armbänder, Bücher, etc., eben alles, was das Strandherz begehrt. Masseusen waren ebenso unterwegs wie Beauty- und Enthaarungsspezialistinnen (Wir habens nicht selbst beobachtet, aber angeblich konnten sich die Damen der Schöpfung am Strand sogar die Bikinizone wachsen lassen – Beine breit, Handtuch drüber und los geht’s...
P.S.: Das Verkaufsgespräch hätte ich gerne mal mitgehört: „’xcuse me, lady, I think you really should shave... ahm, there, you know... Can do for you, miss.“). Mit ihrer Hartnäckigkeit und allein dank ihrer Zahl können sie definitiv den italienischen „Gelatooo, Gelatooooo“-Menschen Konkurrenz machen. Na ja, wieder eine gute Übung im Nein-Sagen.
Und wieder mal steht nun ein eher heftiger Transfer am Programm, diesmal auch durch die Luft: Vier Stunden Busfahrt von Sihanoukville nach Phnom Penh, am nächsten Morgen um acht Flug von Phnom Penh nach Singapur und am Abend um acht schließlich der Flug, der uns um sechs Uhr früh am folgenden Tag im nächsten Teil der Reise absetzen wird: Australien.