Dienstag, 30. Juni 2009

Yasawa Islands, Fidji: Jede Medaille hat zwei Seiten...

Zuersteinmal, weils es ja doch ein nicht unbedeutendes Ereignis weltweit war (und somit sozusagen auch "am Weg lag"), an dieser Stelle ein kurze Verbeugung vor dem kürzlich verstorbenen "King of Pop" Michael Jackson. So viele Charakterschwächen (und vielleicht Perversitäten) er auch gehabt haben mag, vor soviel musikalischem Genius muss man einfach mal kurz den Hut ziehen. Möge er nun den Frieden (und die gewüschte Hautfarbe) finden, der im bis dato nicht vergönnt war...
Das wars auch schon wieder, back to business.
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Fidji... ja, lass es nocheinmal auf der Zunge zergehen und eine Runde durchs Großhirn machen... na, kommen die Bilder da nicht schon ganz von selbst? Was soll man da noch groß schreiben? ;-)
Wir können diese nur bestätigen, die pure Schönheit der Inseln ist ebenso real wie alle anderen Klischees, die es über Fidji (und wahrscheinlich auch jedes andere Südsee-Inselparadies) gibt: die Traumstrände, die Freundlichkeit der Leute, die Blumen im Haar und Hawaii-Hemden am Leib (oder nennt man die hier eigentlich Fidji-Hemden?) und überall (am Flughafen, am Fährenterminal, in sämtlichen Inselressorts) Begrüßungsständchen mit, ähm, nennen wir es mal Fidji-Musik (Gitarre und Ukulele, beide gestimmt in Fidji-Dur, mehrstimmiger Gesang, die Mehrstimmigkeit analog zur Anzahl der Sänger, aber trotzdem irgendwie richtig, die inselparadiesische Variante des alpenländischen "Zuawi-Terzelns").
Dem Rat aller Fidji-Urlauber, die bisher unseren Weg gekreuzt haben, folgend, haben wir auf dem schnellsten Weg die Hauptinsel Viti Levu verlassen, und sind durch die Inselgruppe der Yasawas gehoppt. Es ist zwar die Nr.1-Touristenroute hier auf Fidji, dies aber zurecht im Vergleich mit den anderen 332 Inseln, die ebenfalls zu Hoheitsgebiet von Fidji gehören: Die Inseln sind wunderschön, es gibt genug Unterkünfte und das Herumkommen mit der Fähre ist einfach und noch einigermaßen erschwinglich, verglichen mit den Flügen oder mehrtägigen Überfahrten, die nötig sind, um andere fidjianische Inselgruppen zu erreichen. Denn wenn eine Überfahrt mehrere hundert Dollar kostet und laut Lonely Planet ein paar Stunden oder bis zu zwei Tagen dauern kann, dann übersteigt das leider sowohl unser zeitliches als auch unser monetäres Budget.
Die Yasawas, das heißt einerseits die schönste Seite von Fidji: Endlose Sandstrände mit mehr Türkisschattierungen auf einen Quadratmeter Wasser als an allen anderen Stränden der Welt zusammen; malerische Vulkaninseln; traumhafte Korallenriffs; Mini-Inselchen, die kaum mehr sind als ein runder Strand mit einem Palmenwald in der Mitte, usw. Aber unser "Urlaub von der Weltreise" hat auch seine negativen Seiten offenbart, vor allem, wenn das Wetter es nicht erlaubt, die oben genannten Sandstrände und Korallenriffs zu erkunden. Dann sitzt man nämlich nur sinnlos in seinem Bungalow oder im Speisesaal rum und bemerkt erst einmal das niedrige Niveau, das in einigen der Ressorts vorherrscht: primitive Unterkünfte, statt Matratzen nur einfache (und viel zu dünne) Schaumstoffunterlagen, das teilweise absolut miese Essen, den Teil der fidjianischen Tierwelt, den man eigentlich nie kennenlernen wollte, von fingerlangen Kakerlaken über ausgewachsene Mäuse bis zu handtellergroßen Spinnen, usw. Das alles genießt man dann, kartenspielenderweise oder über sein Tagebuch gebeugt, während draußen eine Mischung aus Salzburger Schnürlregen und Wellingtoner Winden an den oft wenig stabil wirkenden Gebäuden zerrt und zurrt. (P.S.: Wie üblich journalistisch nachlässig, aber touristisch wohl verständlich, haben wir nur die schöne Seite Fidjis bildlich festgehalten)
Zu allem Überfluß hat mich auch noch nach ein paar Tagen in zwei eher miesen Ressorts eine sehr defige Darmgrippe erwischt, und ich bin daher auf die Hauptinsel zurückgekehrt, um mich in der Zivilisation auszukurieren, während Lukas noch weiter die Yasawas erkundet hat. Dies sollte dann leider auch schon unsere vorzeitige Trennung bedeuten, denn zuerst hat Lukas seine "Inselrunde" verlängert, dann ich meinen Fidji-Aufenthalt überhaupt. Mangels wirklicher Kommunikationsmöglichkeiten konnten wir kein Treffen mehr arrangieren und so fand unser Abschied nach fast sechs Monaten gemeinsamer Reise nur zufällig auf der oben erwähnten Fähre statt: Er in einem Zubringerboot zur Fähre, ich auf einem anderen von der Fähre weg, drei kurz über den Motorenlärm zugeschriene Sätze und tschüss, viel Spaß noch.
Für mich, mittlerweile wieder genesen, ging es in den darauf folgenden Tagen noch weiter quer durch die Yasawas, Lukas' Weg dagegen führte ihn an diesem Tag zum Flughafen und von dort weiter Richtung LA. Am sich verdunkelnden Himmel konnte man allerdings schon erkennen, dass ich mich glücklich schätzen konnte, derjenige zu sein, der in Richtung festen Bodens unterwegs war und nicht noch einige Stunden auf der Fähre verbringen musste. Aber diese Geschichte erzählt Lukas am besten selbst:-)

Freitag, 26. Juni 2009

Milford Sound/Südküste/Christchurch: Eine Wagner-Oper, ein Seelöwe und der Herr der Ringe

Der Milford Sound, ein Anblick, eine Stimmung, so erhaben, so pompös wie eine Wagner-Oper: kristallklares Wassser liegt der Szenerie zugrunde wie ein Sound-Teppich aus Streichern und direkt daraus erheben sich majestätisch die Blechbläser in Form gewaltiger Felsen und Berge. Der höchte darunter ganze 1692m über und ca. 300m unter Wasser, der Mitre Peak, wegen seiner runden Form benannt nach der Bischofsmütze "Mitra" (und damit wohl so etwas wie der emigrierte Bruder der Salzburger Bischofsmütze). Neben diesen gewaltigen Natureindrücken wird unser Aufenthalt dort auch noch heimatlich-komödiantisch untermalt, denn der anfangs so stille Lockenkopf in unserem Zimmer stellt sich als Zimmerer aus Rosenheim heraus, der in tiefstem oberbayrischen Dialekt (schriftlich ja leider nur sehr unzureichend darstellbar) die monumentale Szenerie und alles drumherum kommentiert: "Jo mei, na sche is do scho in Neiseeelond, net? Oba, heast, koid is, jo, leck mi am Oarsch, teifi-eini, und gscheit hoazn tans a net, die Seppn!" :-)

Nach dem Milford Sound ging die Reise (hier nur kurz beschrieben, weil vergleichsweise unspektakulär) die Südküste entlang nach Dunedin und auf die Otago Halbinsel (Zur Orientierung: Südinsel, unten rechts). Eine Episode dieses Weges sei allerdings noch kurz erwähnt: Auf der Otago Halbinsel bei Dunedin wollten wir das laut Führer im Überfluß vorhandene Tierleben mal näher erkunden und nach einer eher abenteuerlichen Wanderung quer durch den Busch (Der Strand sah eigentlich so nahe aus...) war dieses Vorhaben auch von Erfolg gekrönt: Der Strand bot nicht nur einen herrlichen Ausblick, sondern noch dazu watschelte wenige Meter von uns entfernt plötzlich ein Seelöwe aus dem Wasser und macht es sich im Sand für ein Nachmittagsnickerchen bequem, so wie es einige seiner Artgenossen ein paar Meter weiter bereits getan haten. Ein beeindruckender Anblick und gleichzeitig ein erhebendes Gefühl, wenn man bedenkt, dass wir solcherlei Getier normalerweise wenn überhaupt nur im Zoo zu sehen bekommen. Aber hier, keine geführte Tour, keine Gitterstäbe dazwischen, einfach wir zwei und ein Rudel Seelöwen. Cool...


Wie vielen wahrscheinlich bekannt, ist Neuseeland nicht nur das Land von Rugby, Extremsport-Kram und schöner Landschaft, sondern seit den "Herr der Ringe"-Filmen auch der real-world-Schauplatz von Mittelerde, dem Drehort der Triologie. Daher gibt es auch "Herr der Ringe"-Tours zum Abwinken in Wellington, Queenstown, Christchurch, etc., kurz: in jedem zweiten Dorf, und sei es nur eine Tankstelle, wo die Crew mal Pinkelpause gemacht hat. Alle sind natürlich "The ORIGINAL Lord of the Rings-Tour" und es kostet dementsprechend, um sich zu den Drehplätzen fahren zu lassen und sich dort in allerlei dummen Herr-der-Ringe-Kostümen und -Posen fotografieren zu lassen. Obwohl das exakt wie etwas klingt, das ich in der richtigen Stimmung machen würde, haben wir allerdings entschieden, diese Stange Geld zu sparen. Dann könnten wir ja auch gleich in Salzburg die Sound-of-Music-Tour machen.


In der Gegend um den Mount Cook, unserem nächsten Stop, war eine Tour zudem gar nicht nötig: Das großartige Panorama aus dem Film war sofort wiederzuerkennen, wobei es auch ohne die Filmreferenz ein überwältigender Anblick gewesen wäre: schier endlose gelb-braune Ebenen (im Sommer grün, nehm ich mal an), mittendrin der Lake Tanaka und gleich dahinter die im Vergleich gewaltig scheinenden 3000er rund um den Mount Cook. Bei aller Schönheit war die zeit aber leider knapp und hat nur kurze "Spaziergänge" erlaubt statt der ausgedehnten mehrstündigen und -tägigen Wandertouren, die hier möglich wären.


Letzter Stop auf der Südinsel und damit auch insgesamt in Neuseeland war Christchurch, die "Hauptstadt" der Südinsel, bzw. die gleich "nebenan" liegende Banks Halbinsel. Da wir dort allerdings wenig mehr getan haben als ein bißchen die Landschaft bewundern und unseren El Cheapo zurückgeben, gibt es auch nicht rasend viel drüber zu erzählen: Schönes Städtchen, auf der Halbinsel schöne Landschaft, ja, das wars eigentlich. Am ehesten beeindruckt hat uns in Christchurch noch unsere Unterkunft, die wir uns auch genau deswegen ausgesucht hatten: Ein ehemaliges Gefängnis, das vor grade mal zehn Jahren zugesperrt und daraufhin auf wirklich kreative Art zu einem Hostel umgebaut wurde. Die prinzipielle Gebäudeaufteilung mit Innenhof und Galerie für die Wärter, usw. gibt es noch, man glaubt also wirklich, in einer Art Alcatraz zu übernachten und auch zwei Zellen sind als Anschauungsmaterial noch im Originalzustand erhalten. Die vergitterten Türen allerdings dienen mittlerweile als Gestell für die Glastische und den Rezeptionschreibtisch, die Gefängniskapelle beherbergt jetzt einen Billardtisch und die alten Klos fungieren als Blumentöpfe. Recycling einmal anders...
So schön, wie die Südinsel auch wahr, so kalt war sie letztlich aber auch. Deswegen sind wir bei aller mittlerweile angehäuften Thermounterwäsche und Winterkleidung sehr froh, diese jetzt im hintersten Eck des Rucksacks verstauen zu können. Denn wo es jetzt hingeht, brauchen wir nur noch zwei Kleidungsschichten: Badehose und Sonnencreme.
In diesem Sinne: See ya later, New Zealand, und BULA, Fidji!

Dienstag, 16. Juni 2009

Queenstown: Embrace your fear...

"Yes, I'd like to book the skydiving trip for tomorrow, 10.30 a.m.", sagst du, noch bevor deine Kreditkarte Gelegenheit hat, entsetzt aufzuschreien. Ein völlig lapidarer Satz, der aber wie so oft im Leben weit reichende Folgen nach sich zieht. "Embrace your fear", sagt die Broschüre dazu, die Skydives aus 9,000, 12,000 und 15,000 Fuß anpreist. Der Preis richtet sich nach der Sprunghöhe: Je höher, desto längerer freier Fall, desto teurer. Denn darum scheint es beim Skydiven, neuhochdeutsch für "Fallschirmspringen", hauptsächlich zu gehen: Wen interessiert die Aussicht, der Blick auf das herrliche Berg- und Seepanorama rund um Queenstown, völlig egal, einfach raus aus dem Flieger und -PLUMPS-, der Erde entgegen wie ein Stein. Oder eher wie ein Ferrari, man beschleunigt von null auf 200 in zwölf Sekunden. So behauptet zumindest der schlaue Flyer. Er baut dich auf, es tut richtig gut, ihn zu lesen (guter Texter, muss schon sagen....): Es brauche besonders viel Charakter, in dieser Höhe aus einem Flugzeug zu springen, es werde dein Leben nachhaltig verändern, sämtliche Sinne würden (wortwörtlich) völlig aus der Bahn geworfen, wenn du jedem Überlebensinstinkt zuwider aus dem Flieger springst. Er warnt aber auch gleichzeitig davor, dass nichts dieses Erlebnis erleichtern wird: Der erfahrene, vielfach geprüfte Jumpmaster, der an dich dran geschnallt ist und sich um alles kümmert, das Hightech-Material der Ausrüstung, das von Profis sorgfältig verpackt wurde, der Reserveschirm, der im Notfall automatisch ausgelöst wird, alles völlig wurscht. Dein Hirn, dein Körper, deine Seele, jede Faser deines Seins wird sich im entscheidenden Moment dagegen sträuben, zu springen.
Aber noch ist es nicht soweit. Zuerst sitzt du am nächsten Tag um halb 11 noch gemütlich im Shop mit den anderen potentiellen Skydivern, schaust dir die Videos deiner Vorspringer an, bist locker, lässig relaxt, auch wenn dich im Minutentakt jemand aus dem Personal fragt, wie es dir geht, wie du über deinen Flug denkst, ob eh alles ok ist. Aber dir gehts gut, alles easy, alles logo, logo-logo, du genießt das nette Lächeln der hübschen Mädels hinter dem Tresen und mit demselben Lächeln bezirzt du auch deine Kreditkarte, bis sie dir schmollend für nochmal 2/3 des Sprungpreises auch die extra verbilligte DVD-Video-Foto-CD-Postcard-Super-Duper-Motherfucker-Megacombo kauft.
Dann fahrt ihr alle gemeinsam mit dem Bus zum Flugfeld, das im Skydiving-Advanced-Coolness-Slang "Dropzone" heißt. Aus meiner deutschsprachigen Sicht vielleicht etwas unglücklich gewählt, wenn man die Landebahn für Fallschirmspringer mit dem Wort betitelt, das als Verb "fallenlassen" bedeutet... Du wirst nach wie vor jede zweite Minute nach deinem Wohlbefinden gefragt, das nach wie vor cool und easy-cheesy ist. Aber, zugegeben, so langsam steigt die Anspannung: Die Flieger landen und starten konstant, ebenso wie die vorher abgesprungenen Skydiver, alle paar Minuten torkeln dir glücklich grinsende Gestalten im Adrenalinrausch entgegen, die grade gelandet sind, Wörter wie "Awesome", "Cool", "Amazing", "Sooooo good" schwirren nur so durch die Luft.
Du schlüpfst in deinen Ganzkörper-Skydiving-Anzug, dann stellt sich ein Typ als dein Jumpmaster vor, der dir dann deine Gurte anschnallt. Nicht anlegt, sondern anSCHNALLT, im Sinne von "Wer braucht schon Blut in den Füßen?!" und "Danke, ich hatte sowieso keine Pläne, jemals eine Familie zu gründen...". Die Anspannung ist inzwischen soweit gestiegen, dass du dir seinen Namen genau 1,5 Milisekunden merkst, obwohl du ihm im entscheidenden Moment des Sprungs näher sein wirst (bzw. enger an ihn geschnallt), als du jemals einem Mann sein wolltest. Deine Anspannung steigt noch weiter, als du siehst, dass gleich gegenüber die "gebrauchten" Fallschirme von den in der Broschüre erwähnten "Professionals" verpackt werden. Nicht von High-Tech-Maschinen, oder Top-Level-Technikern im Labormantel oder so, sondern von stinknormalen bärtigen, schlecht frisierten Typen mit Baseballkappe. Ist das da vielleicht grade mein Schirm? Was, wenn der Kerl schlecht drauf ist, oder schlecht geschlafen, oder gestern zu lange saufen war, und sich nicht konzentrieren kann? Was wenn ihn seine Freundin gestern nicht rangelassen hat, und er deswegen völlig neben sich steht? Und was macht der Knoten da in der Leine? Und sollte der Haken da wirklich so komisch gebogen sein?
Dann geht es endlich los, ab in den Flieger... Moment, Flieger?! Dieses angeblich fliegende Äquivalent eines Schlauchbootes, das ist unser Flieger? Ich könnte meinem Mazda 121 Flügel und einen Propeller verpassen, der Anblick wäre durchaus vergleichbar. Der Ausstieg wird nicht nur mental schwer werden, sondern auch rein praktisch: Wie sollen sich neun Menschen (jeweils drei Skydiver, drei Jumpmaster und drei Kameraleute/Fotografen) in diese Kabine quetschen, geschweige denn wieder geordnet aussteigen? Aber noch ehe man groß darüber nachdenken kann (Die schnelle Abfertigung hat wahrscheinlich den Zweck, genau das zu unterbinden), sitzt man auch schon zusammengequetscht mit den anderen am Boden der Kabine, und siehe da, der Schlauchboot-Flieger erhebt sich tatsächlich in die Lüfte.
Und er steigt und steigt, "Wow, eine unglaubliche Aussicht", er steigt weiter, "Wie hoch sind wir denn schon, oh, erst die Hälfte, ok", er steigt weiter und weiter, in der Kabine geht ein rotes Licht an, alle machen sich fertig, der Jumpmaster schnallt dich nun endgültig an sich dran, das Licht ändert sich in grün, "hey, wozu der Stress, wir sitzen doch alle grade so gemütlich, genießen wir doch noch ein bißchen die Aussicht... HEY, MANN ÜBER BORD... UND FRAU AUCH, HAAALLLTT... He, warum bewege ich mich auf die Tür zu? Moment, ich bin noch nicht so weit, mir is kalt, ich brauche noch ein paar Socken, meine Brille sitzt schief, he, warum hänge ich beim Flugzeug raus, Ave Maria Mutter Gottes, der HerrAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHHHHHHHH(LuftholLuftholLuftholLufthol)AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHH......."
Das anfängliche Gefühl ist ähnlich wie immer beim Springen aus hoher Distanz (zum Beispiel vom 10-Meter-Brett), nur dass er weitergeht und weitergeht und weitergeht, und alles durcheinanderpurzelt: Oben und unten sind Konzepte aus einem anderen, weit, weit entfernten Leben, das Flugzeug ist irgendwo, der Boden irgendwo anders, alles ist irgendwo im undefinierten Himmel, alles ist gleichzeitig oben, unten, links und rechts, die versprochenen 45 Sekunden "freier Fall" sind genau das, bis zum letzten Buchstaben. Wie die Fotos und das Video später entlarven, ist der Plan, für die Kamera den coolen Motherfucker raushängen zu lassen, nicht ganz aufgegangen: Das ganze Gesicht ist ein Loch, ein einziger, konstant schreiender Mund, der Rest verzerrt vom Wind und dem Schrecken des freien Falls.
Der restliche Flug ist relativ unspektakulär, verglichen mit den ersten 45 Sekunden, einige Drehungen und enge Kurven sorgen für Achterbahn-Feeling, aber hauptsächlich hängt man gemütlich in den Seilen und genießt dieselbe wunderschöne Aussicht wie im Flieger, nur eben diesmal ohne störende Wände oder verschmierte Fenster. Auch die Landung verläuft sehr einfach nach dem Prinzip "Arschbremse" (zumindest aus meiner Beifahrerperspektive): Man denkt sich noch, "Hm, sind wir nicht ein bißchen schnell dran und viel zu steil zum Landen", da rutscht man auch schon am Gras entlang, bleibt nach einigen Metern einfach sitzen und das letztliche Zusammenfallen des Fallschirms markiert das Ende dieses Skydives.



Wie schon im vorigen Eintrag angedeutet, rühmt sich Queenstown mit einem, na ja, extremen Angebot an Extremsportarten, oben beschriebenes Skycdiven, Raften, Bungejumpen aus Höhen bis zu 134 Metern, Bungeeschwingen (statt am Seil grade runter schaukelst du in 140 Meter Höhe in einem Radius von gut 100 Metern...), Speedboat fahren, usw. Dabei wird aber gerne übersehen, dass Queenstown außerdem in einer wunderschönen Berglandschaft mitten in den neuseeländischen Alpen liegt, direkt an einem See, mit malerischen Ausblicken in quasi jede Richtung. Und da wir ja glücklicherweise zu zweit unterwegs sind, hat Lukas diese ausführlichst dokumentiert, während ich das Ganze aus der Vogel- bzw. "fallender Ferrari"-Perspektive gesehen habe. Als wir uns danach wiedergesehen haben, war sein Gesichtsausdruck ob der fantastischen fotogenen Landschaft mindestens so aufgeregt und happy wie meiner :-)

Sonntag, 14. Juni 2009

Abel Tasman Nationalpark/Franz Josef Glacier/Fox Glacier: Gott beschütze Franz den Gletscher...

Nach zwei Wochen nasskaltem Sauwetter auf der Nordinsel war auch unser Empfang auf der Südinsel stürmisch und kalt. Aber zumindest hat sich bereits auf der Fährüberfahrt im Ansatz die spektakuläre Postkarten-Landschaft angedeutet, für die Neuseeland bekannt ist. Und schon am nächsten Morgen hatte sich dieser kleine Hoffnungsschimmer zu einem strahlend sonnigen Herbstmorgen erweitert und in dieser Tonart ging es auch einige Tage dahin, zuerst im Abel Tasman National Park und dann auch weiter die Westküste hinunter bis zum Franz Josef Gletscher. Wer sich über den vertraut klingenden, patriotischen Namen wundern sollte, der Gletscher wurde vom österreichischen Abenteuer/Bergsteiger Julius Haast nach dem damaligen österreichisch-ungarischen Kaiser benannt. Gott beschütze Franz, den Gletscher...
Die immer schönere Szenerie auf der Weiterreise gen Süden stand dann allerdings im Schatten eines kleinen Zwischenfalls, der an dieser Stelle kurz erwähnt werden sollte: Am Morgen der Abreise aus dem Abel Tasman Nationalpark stehen Protagonist L und Spatzenhirn M (Namen zum Schutz der Beteiligten von der Redaktion geändert) auf, um zu frühstücken. Um die mehrstündige Reise mit einem voll aufgeladenen Laptop anzutreten, hängt Spatzenhirn M den Akku zum Aufladen noch einmal an eine Steckdose in der Küche. So wird dann gefrühstückt, die Rucksäcke werden wieder gepackt, die beiden checken aus und machen sich auf den Weg, der sich zu einem Großteil wieder einmal als eine wunderschöne Küstenstraße herausstellt. Es geht an herrlichen Stränden entlang, vorbei an spektakulären Felsformationen und den ebenso spektakulären, nomen est omen, Pancake Rocks. Es ist bereits dunkel, als Protagonist L und Spatzenhirn M dann den Franz Josef Gletscher erreichen und damit ihr Tagesziel. Es wird eingecheckt, Zimmer inspiziert, Rucksäcke ausgeladen, das Essenszeug in der Küche eingeräumt. Plötzlich bemerkt Spatzenhirn M, dass er das Ladekabel für den Laptop nicht finden kann. Gleichzeitig bemerkt Protagonist L, der den Laptop immer in seiner Tasche transportiert, dass ebendieser nicht da ist, wo er sein sollte: "Sag mal, hast du den Laptop gesehn?" - "Nein, ich such' auch grade das Kabel....". Man hört richtig die Zahnräder im Hirn arbeiten, als beiden schließlich klar wird (sehr zum Amüsement ihres neuen schottischen Zimmerkollegen), was ein schneller Anruf im Hostel der vergangenen Nacht klärt: dass der Laptop sich während des Tages nicht von der Stelle gerührt hat, er steckt nach wie vor an einer Steckdose in der Küche des Hostels, dass die beiden am Morgen verlassen hatten, mit der leuchtend grünen Ladelampe obenauf, die mit einem spöttischen Lächeln zu sagen scheint: "Hallo, ich wäre jetzt dann aufgeladen, schon seit Stunden eigentlich, ihr könnt mich jetzt dann holen!" Also machen sich Protagonist und Spatzenhirn am nächsten Tag in aller Herrgottsfrüh wieder auf den Weg, diesmal ohne Rücksicht auf touristische Highlights am bereits absolvierten Weg, gute sechs Stunden zurück gen Norden, den Laptop holen und dann gute sechs Stunden wieder zurück in den Süden. Am Ende bleibt ein vergeudeter Tag, gute 100$ an Spritrechnungen und die Hoffnungen, dass diese Episode die beste Medizin gegen zukünftige Vergesslichkeit darstellt...
Aber immerhin waren nun alle Beteiligten, 2x Mensch, 1x Laptop, an Ort und Stelle und konnten sich am nächsten Tag, passend zum Namen des Gletschers, an absolutem Kaiserwetter erfreuen, als sie bis zum eigentlich Gletscher vordringen. Nach einer wieder einmal ausgedehnten Fotosession geht es am nächsten Tag weiter in das Obertauern der Südinsel: Queenstown, die Extremsport-Hauptstadt Neuseelands (und laut Angaben des hiesigen Tourismusverbandes auch der Welt).

Montag, 8. Juni 2009

Wellington: "It ain't called Windy Wellington for nothing..."

Dass wir mit dem Wetter in Neuseeland bisher etwas auf Kriegsfuß standen, ist hoffentlich in den bisherigen Einträgen schon sehr subtil durchgedrungen. In Wellington, der Hauptstadt, kam dann zu den bisherigen Übeln Kälte und Regen auch noch Wind hinzu, nicht umsonst trägt es den Spitznamen "Windy Wellington": Bei unserer Ankunft hat uns der Wind, als guter Gastgeber, die Autotür nicht aufgehalten, sondern regelrecht aus der Hand gerissen.
Vom Dauergebläse abgesehen muss man Wellington aber durchaus eine gewisse Schönheit zugestehen, auch wenn wohl kaum jemand zum Städte-Sightseeing nach Neuseeland kommt. Und im direkten Vergleich mit den anderen "Groß"städten, die wir bisher in Neuseeland gesehen haben (sprich: Auckland), "verbläst" sie diese sowieso bei weitem (im positiven Sine). Leider trifft im gleichen Atemzug wieder einmal er altbekannte Satz zu, der mittlerweile alle unsere Neuseeland-Einträge schmückt: "Größere Aktivitäten im Freien hat leider das Wetter verhindert." So bleibt wieder einmal das altbekannte Schlechtwetter-Stadt-Programm: Rundgang durch die Stadt und fotografisches Abklopfen der Sehenswürdigkeiten in den wenigen trockenen Stunden und bei Regen Warme-Klamotten-Shopping und Museumsbesuch, diesmal im neueeländischen Nationalmuseum Te Papa (Wieder einmal sehr sehens- und erlebenswert!) .
Darüber hinaus hat sich in Wellington wieder einmal bewahrheitet, dass die Welt ein Dorf ist: Eine nette Bekanntschaft in der Hostelküche entpuppt sich im Gespräch als Innsbruckerin, die im "wahren Leben" Journalistin bei der Tiroler Tageszeitung ist und ihre eigenen Erfahrungen mit gewissen PR-Agenturen gemacht hat. Wie heißt es so schön, die gerade nicht anwesenden Personen tragen immer am meisten zum Gespräch bei ;-) Diese neue Freundschaft musste natürlich gleich begossen werden, was als harmloses "Es ist Samstag abend, geh ma heit a bissl fuart" begann und mit einem fürchterlichen Absturz in der Kellerbar des Hostels endete. Die kopfwehgeplagte Fortsetzung dieser Episode folgte nach drei erholsamen Stunden Schlaf, denn wir hatten nach vor dem Schmieden des Fortgehplans die morgendliche Fähre auf die Südinsel gebucht und mussten dementsprechend zeitig wieder aufbrechen.
Also standen wir schließlich in aller Herrgottsfrüh in der Warteschlange zur Fähre, mit einer Fahne, die weder die deutsche noch die österreichische war, als uns die Tatsache bewusst wurde, dass sich die Straßenlaternen bewegten. Man mag dies auf unseren noch angeschlagenen Zustand und eine dementsprechend schiefe Optik zurückführen, aber nach einigen Minuten hochkonzentrierten Aus-dem-Fenster-Starrens stellte sich heraus, das war keine alkoholinduzierte optische Illusion, sondern schlicht und einfach der Wind, der den eigentlich sehr stabil aussehenden Masten da 20 Meter neben uns immer wieder einen guten Meter links und recht und vor und zurück zerrte. Der Wind blies dann auch kurz darauf einen jungen Angestellten der Fährgesellschaft durch die Reihen der wartenden Autos, der die unheilvolle Nachricht verkündete "Due to the bad weather the ferry service is postponed until further notice - Der Fährtransfer wird wegen des schlechten Wetters bis auf weiteres verschoben" verkündet, die er in seinem wenige Minuten später folgenden Durchgang vervollständigte mit "Sorry, all ferries today are cancelled". Als wir jedoch wieder ins Hostel zurückkehrten, um uns wieder in die Federn zu verziehen, mussten wir erfahren, dass der neuerliche Check-In leider erst wieder um 13 Uhr nmöglich ist. Zu diesem Zeitpunkt war es 9 Uhr morgens. Also taten wir es den zahlreichen Anderen gleich, die unser Schicksal teilen, und tauchten ein in das Meer an verknautschten, gähnenden Backpackergestalten, die sich in der Lounge auf den Sesseln, Couches, Sitzsäcken und am Boden ausbreiten und dort in den physiotherapeutisch unmöglichsten Stellungen versuchen, etwas Schlaf zu fnden.
Was für ein Wetter in der Captain-Cook-Straße, also der Meerenge zwischen Nord- und Südinsel, an diesem Tag geherrscht haben muss, dass sämtliche Fähren im Hafen bleiben musssten, lässt sich am nächsten Morgen erahnen: Diesmal geht die Fähre, zwar mit zweistündiger Verspätung und nach Absage der Nachtfähren, aber sie geht. Und zwar auf und ab und links und rechts und wieder zurück. Dass unser Tauchboot vor drei Wochen ziemlich rumgeschaukelt hat, okay, ein 15-Meter-Boot ist kein Ozeandampfer und hat mit zwei bis drei Meter hohen Wellen schon zu kämpfen. Wenn aber eine gut 100 Meter lange Fähre, die ganze Autos und LKW geladen hat sowie fast 1000 Passagiere, mit eigenem Kino, Bar und 10 Stockwerken, durch die Wellen klatscht wie ein kleines Schlauchboot, dass man nicht mehr grade gehen kann und die gegen das Schiff klatschenden Wellen bis an dein Fenster in den siebten Stock hochspritzen, hm, da wird einem schon mal ein bisschen anders. Oder wie der Lonely Planet es formuliert: "It ain't called Windy Wellington for nothing...".
Aber letztlich sind wir zwar mit vierstündiger Verspätung, aber doch gut angekommen und bereits beim Einlaufen in den Hafen von Picton hat sich rechts und links des Fjords schon ansatzweise die spektakuläre Landschaft erschlossen, wegen der wir eigentlich nach Neuseeland gekommen waren. Das lässt hoffen für unsere zwei Wochen auf der Südinsel...

Sonntag, 7. Juni 2009

Rotorua/Tongariro: von dampfenden Quellen zu Eisblumen am Fenster

Neuseeland wird ja auch als das Backpacker-Land schlechthin kategorisiert: Es gibt unendlich viel zu sehen und tun (wenn das Wetter passt), es gibt massenweise nette Hostels und ebensoviele Möglichkeiten, nebenbei etwas Geld zu machen, zum Beispiel als Saisonarbeiter, oder sich zumindest für ein paar Stunden Arbeit täglich gratis Unterkunft und Verpflegung zu verdienen.
Das wollten wir auch einmal ausprobieren, und nach einigem Hin und Her konnten wir es organisieren, als fleißige Helferlein für einige Tage in einem Motel in Rotorua unterzukommen: Drei bis vier Stunden Arbeiten am Tag (Gartenarbeit, Zimmer machen und ähnlicher Kleinkram) verschafften uns ein nettes, gut geheiztes(!) Motelzimmer mit Kühlschrank, Fernseher und Heizdecke in den Betten, gute Tipps der Motelbesitzer, was es in der Gegend zu tun gibt, und nette Pokerabende mit der ganzen Familie (Gott sei Dank nur um Chips und nicht um Geld).
An Möglichkeiten, etwas zu unternehmen, mangelt es in Rotorua nicht, Maori-Kulturzentren und -Dörfer sind fast ebenso zahlreich vorhanden wie Geysire und Thermalbäder in allen Farben, Formen und Wassertemperaturen, da die Gegend Thermalquellen nur so wimmelt. Theoretisch möglich wären auch die eine oder andere Wanderung und Radtour sowie ein Rafting-Trip über einen sieben Meter hohen Wasserfall, was angeblich die höchste Fallhöhe für eine Raftingstrecke sein darf (Wieder ein Stückchen unnützes Wissen mehr...). Sämtliches Outdoor-Zeugs wurde allerdings durch das nach wie vor schlechte Wetter zunichte gemacht beziehungsweise extrem eingeschränkt (davon einmal abgesehen, dass wir beide eher wenig Lust hatten, uns bei zu kalter Außentemperatur und noch viel zu kälterer Wassertemperatur in einem Schlauchboot einen Wasserfall hinunterzustürzen). Was blieb, war ein erfrischender Sprung in den Kerosene Creek, einen trotz seines unappetitlichem Names klaren und vor allem schön warmen "Thermalbach" und das noch dazu gratis.
Nicht gratis, aber definitiv sein Geld wert war die Haka-World, ein ca. zweistündiger Kurs, in dem die Teilnehmer den "Haka" lernen, einen Maori-Kriegs- und Begrüßungstanz. Für allfällige Foto- und Videomöglichkeiten wird dieser dann am Schluß auch in voller Montur, sprich Lendenschurz, Speer, Maori-Tatoo, usw., aufgeführ. Aus technischen Gründen ist es uns allerdings leider nicht möglich, diese Perle der Videokunst hier einzubauen. Wer einen Eindruck davon bekommen möchte, wie das ausgesehen haben könnte: Unter "Haka All Blacks" findet man bei www.youtube.com Videos der neuseeländischen Rugby-Nationalmannschaft, die diesen Tanz nach wie vor vor jedem Spiel zur Einschüchterung des Gegners aufführt.
Alles in Allem trotz des Wetters ein sehens- und erlebenswerter Stop und noch dazu dank der mit Arbeit verdienten Unterkunft und Verpflegung ein billiger. Nächstes Highlight des Neuseeland-Trips hätte eigentlich das Tongario-Crossing werden sollen, offenbar eine der schönsten Wanderungen überhaupt, quer durch das "volcanic wonderland", wie es der Lonely Planet nennt, des Tongariro-Nationalpark. Wie allerdings schon der Konjunktiv des letzten Satzes andeutet, haben uns auch hier Jahreszeiten und Wetter einen eisigen Strich durch die Rechnung gemacht: Ankunft im strömenden Regen, in einem Hostel, das für 200 Gäste ausgerichtet ist, aber grade mal 10 beherbergt, einzige Heizung ein offener Kamin im Wohnzimmer. Definitiv ein cooler Aufenthalt dort, sowohl sprich- als auch wortwörtlich, denn was die Besitzer an Heizung eingespart hatten, wurde offenbar in Gitarren investiert, dementsprechend standen im Aufenthaltsraum zwei akustische und eine elektrische Gitarre komplett mit Verstärker rum: Komfort gleich null, aber eine glatte 13 auf der 10-stufigen Coolness-Skala. Und zumindest am nächsten Vormittag hatte die Sonne Miteid und beleuchtet uns für einige Stunden die atemberaubende Berglandschaft für eine kleine Wanderung und einige Fotos.
Spätenstens am Vorabend war aber klar: Die Nordinsel hatte ihre Chance, wir sind nicht nach Neuseeland gekommen, um lediglich dem Regen und unserem Kontostand beim Fallen zuzusehen. Deswegen geht es jetzt schnellstens ab in den hoffentlich sonnige(re)n Süden. Erster Stop (und letzter auf der Nordinsel): Wellington, Neuseelands Hauptstadt.

Dienstag, 2. Juni 2009

Auckland: Salzburg besucht man ja auch nicht im November...

Neuseeland: „Land der Berge, Land der Täler, Land der Schafe, wiesenreich. Heimat bist du schöner Strände und geiler „Herr der Ringe“-Film-Locations...“ So unsere bescheidenen Vorstellungen von den lauschigen beiden Inseln, die da als nächste am Weg liegen, inspiriert von Reiseführern, Fotos und den Erzählungen anderer Besucher, von denen anscheinds jeder in Neuseeland das Land seiner Träume gefunden hat, aus einem oder allen der oben erwähnten Gründe.
Neuseeland. Schnürlregen, Dauerregen, Platzregen, Regen von der Seite und von oben, Regen mit Wind und ohne, Regen mit Nebel und ohne, Temperaturen um die 10 Grad, Hostels mit einer Heizung bestehend aus zwei strategisch im Gebäude aufgestellten Heizstrahlern und Landschaften der Kategorie „Mei, das wär sicher voll schön im Sommer“. Soweit das Neuseeland, das wir in unseren ersten paar Tagen kennengelernt haben.
Schon der Empfang am Flughafen war, wie passend, sehr kalt. Da stehen wir am Zoll, zwei übermüdete, planlose und mit jeder Warteminute schlechter gelaunte Backpacker und dienen den netten Damen und Herren als Beschäftigungstherapie: Wir werden zur Seite genommen, ausgequetscht zu vergangenen Reisezielen, Pläne für Neuseeland, Job, Medikamenten- und Drogenkonsum, als wären wir die Corleone-Familie auf Urlaub, unsere Reiseapotheke wird durchwühlt, unsere Schuhe mal kurz zur Desinfektion entführt (OK, sie haben sicher nicht nach Rosen geduftet, aber gleich desinfizieren?!), und erst nach gut einer Stunde werden wir wieder gehen gelassen. Welcome to New Zealand, enjoy your trip...
Die erste Station, Auckland, hat sich nahtlos an diese Begrüßung angeschlossen und bot nur wenig mehr als zuwenig Wärme und zuviel Regen. Sehenswert waren das Auckland Museum (was soll man bei dem Wetter anderes tun als das örtliche Museum zu besuchen?) und der örtliche Kathmandu-Outdoor-Shop, der über eine äußerst willkommene Auswahl an warmen Pullovern und Thermo-Unterwäsche verfügt.
Dementsprechend ausgestattet und mit unserem neuen Rental-Gefährt unterm Hintern (von der Verleihfirma passenderweise „El Cheapo“ betitelt... das Gefährt, nicht der Hintern!), brechen wir bei – na, wer errät es? ... ja, richtig, bei – strömendem Regen auf zur Coromandel-Halbinsel und in den folgenden Tagen weiter die Ostküste entlang in die Bay of Plenty. Dankenswerterweise haben wir wenigstens nicht nur das schöne Wetter in Australien gelassen, sondern auch die extremen Distanzen zwischen den Reisezielen, sprich, wer nicht gerade von der Nordspitze zur Südspitze muss, ist normalerweise in wenigen Stunden am Ziel. Damit sind die positiven Aspekte dieser ersten paar Tage in Neuseeland allerdings auch schon erledigt, der Rest besteht im Besuchen verschiedener angeblich so schöner Orte, deren Schönheit aber entweder im Dauerregen davonschwimmt oder zwar im Ansatz erkennbar ist, aber erst im Frühjahr wieder erblüht. Die rühmliche Ausnahme bildet die Cathedral Cove, ein selbst im Herbst wunderschöner Strand mit malerischen Felsformationen am Ufer und direkt davor, der noch dazu für die Dauer unseres Besuches vom Regen verschont bleibt.
Aber genug des nasskalten Rumsuderns, das ist wohl einfach die Jahreszeit. Salzburg besucht man ja auch nicht im November. Nun machen wir uns auf ins geographische Herz der Nordinsel nach Rotorua und damit auch, wenn man dem Führer glauben darf, dem kulturellen Maori-Ursprung von Neuseeland. Außerdem ist die Gegend dort bekannt für ihre Thermalquellen, vielleicht ist es ja dort etwas wärmer und wenn es regnet, legen wir uns in den nächsten heißen Whirlpool...

PS: ja es stimmt, die Bilder passen nicht ganz zum Text. Aber wer von euch würde schon den Regen fotografiern??