Samstag, 4. April 2009

„No crazy overtaking – No loud Khmer music – No honking all the time“

Eine Erfahrung für sich hier in Kambodscha ist der Straßenverkehr, den wir in Siem Reap und Phnom Penh als Tuk-Tuk-Beifahrer schon aus nächster Nähe beobachten konnten. Während unseres letzten Stops in Südostasien, Sihanouville, haben wir uns via Moped auch einmal selbst reingestürzt (glücklicherweise nicht wörtlich, wir haben es alle geschafft, nördlich des Asphaltes zu bleiben).
Je nach Definition basiert das Fahren hier auf dem Prinzip totaler Freiheit oder totalen Chaos’: Regeln scheint es keine zu geben, schon gar nicht für Motorräder, Mopeds und Tuk-Tuks, und wenn, werden sie gekonnt ignoriert, jeder wurschtelt sich einfach irgendwie durchs Leben und durch den Straßenverkehr; Die Straßenseite, auf der gefahren wird, scheint meistens rechts zu sein, aber nur, wenn es einem grade ins persönliche Verkehrskonzept passt; Ampeln sind eine abwechslungsreiche Art der Straßenbeleuchtung, manche zählen sogar in roten und grünen Zahlen die Sekunden bis zum Farbwechsel herunter, sonst scheinen sie aber relativ wenig Einfluß auf das Verkehrsgeschehen zu haben; es wird nicht auf Sicht gefahren, sondern nach Gehör, die Hupe ist nach dem Gaspedal der wichtigste Bestandteil eines Fahrzeuges: „Meep-Meep“ beim Überholen, „Meep-Meep“ beim Abbiegen, „Meep-Meep“, wenn eine der abgemagerten Kühe die Straße überquert, „Meep-Meep“ um den Gegenverkehr zu grüßen/warnen, „Meep-Meep“, wenn jemand in die Straße einbiegt, „Meep-Meep“ all the fucking time... In den Bussen, die uns in mehrstündigen Fahrten von Stadt zu Stadt bringen, wird diese Geräuschkulisse noch dazu untermalt von kambodschanischen Karaoke-Videos, deren, ähem, faszienierende Bollywood-Schnulzen aus den Bordlautsprechern dröhnen. Aber offensichtlich haben einige Busunternehmen die Mankos des Busreisens in Kambodscha für Westler bereits erkannt und preisen ihre Services an mit „No crazy overtaking – No loud Khmer music – No honking all the time“. Leider ist uns dieses Schild zu spät aufgefallen...
Insgesamt war Sihanoukville aber ein relaxter Abschluss unseres Südostasientrips und damit auch des fast einmonatigen Teils der Trips, den wir seit Chiang Mai mit unserer (je nach Station) bis zu zehnköpfigen Reisegruppe verbracht und (genossen) haben. Ein würdiger Abschluss war es allemal: Bungalow am Strand, erwähnter Mopedausflug in den wunderschönen und kaum erschlossenen Ream-Nationalpark, fast jeden Abend BBQ am Strand und danach englische Saufspiele mit Bier um 50 Cent, so macht das Leben Spaß ;-) Der weniger spaßige Teil waren wiederum ein ganzes Heer von Bettlern und Verkäuferinnen für Früchte, Schals, Armbänder, Bücher, etc., eben alles, was das Strandherz begehrt. Masseusen waren ebenso unterwegs wie Beauty- und Enthaarungsspezialistinnen (Wir habens nicht selbst beobachtet, aber angeblich konnten sich die Damen der Schöpfung am Strand sogar die Bikinizone wachsen lassen – Beine breit, Handtuch drüber und los geht’s...
P.S.: Das Verkaufsgespräch hätte ich gerne mal mitgehört: „’xcuse me, lady, I think you really should shave... ahm, there, you know... Can do for you, miss.“). Mit ihrer Hartnäckigkeit und allein dank ihrer Zahl können sie definitiv den italienischen „Gelatooo, Gelatooooo“-Menschen Konkurrenz machen. Na ja, wieder eine gute Übung im Nein-Sagen.
Und wieder mal steht nun ein eher heftiger Transfer am Programm, diesmal auch durch die Luft: Vier Stunden Busfahrt von Sihanoukville nach Phnom Penh, am nächsten Morgen um acht Flug von Phnom Penh nach Singapur und am Abend um acht schließlich der Flug, der uns um sechs Uhr früh am folgenden Tag im nächsten Teil der Reise absetzen wird: Australien.

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