Donnerstag, 30. Juli 2009

Los Angeles/Hermosa Beach: Independence Day 2009: America - FUCK YEAH!

"Los Angeles ist keine Stadt, sondern eine Ansammlung sehr großer Vororte." Dieser kürzlich aufgeschnappten Beschreibung des Großraums LA kann ich nur zustimmen. Umso mehr, nachdem ich festellen durfte, wie lange es dauert von einem Ort in LA (Hollywood) zu einem anderen zu kommen (Hermosa Beach). Auf meine Frage, was denn der beste Weg sei, um dorthin zu kommen, bekam ich an der Rezeption des Hostels die Antwort "Nimm dir einen Mietwagen, mit den Öffis braucht's gute drei Stunden". Mit einem besserwisserischen europäischen Lächeln auf den Lippen machte ich mich auf den Weg. Diese Amis, was wissen die schon von öffentlichen Verkehrsmitteln... Also, Startschuss 16 Uhr 10, ein kurzer Fußmarsch, rein in die U-Bahn, zweimal umsteigen, nach einer halben Stunde Wartezeit auf einen Bus wechseln, noch ein kurzer Fußmarsch, dann stand ich vorm gewünschten Hostel in Hermosa Beach. Klingt easy und schnell. Ersteres war es auch, allerdings zweiteres: "Reise"zeit - Drei Stunden und fünf Minuten. Tja, Welcome to LA, Hiasi, du Landei...
Nach Hermosa Beach war ich gekommen, da mir zwei Reisebekannte aus Kalifornien empfohlen hatten, dort den amerikanischen Nationalfeiertag zu verbringen. Und es war eine goldrichtige Entscheidung: Das Hostel nur wenige Meter vom Strand entfernt, voll mit partyfreudigen Leuten aus aller Welt, die Strandpromenade bereits bei meiner Ankunft zwei tage vorm Independece Day ganz in rot-weiß-blau geschmückt, Bars, soweit das Auge reicht, ideale Bedingungen also.
Der eigentliche Independence Day (der Tag, an dem die USA 1776 offiziell ihre Unabhängigkeit von England erklärten) war eine ganztägige Explosion in rot-weiß-blau: Luftballons, Girlanden, Fahnen, T-Shirts, Gesichtsbemalung, Perlenketten, Badehosen, Sonnenbrillen, Bierdosen, Bikinis (sofern sie genug Stoff hatten, um Farben erkennen zu können), sogar Hunde waren rot-weiß-blau dekoriert, von einem Typ im komplett rot-weiß-blauen Stars-and-Stripes Anzug mit passendem Zylinder ganz zu schweigen (der aber leider meiner Kamera entwischt ist). Kurz: Überall rot-weiß-blau, überall Stars and Stripes. Und alles, was ich dazu farblich passend bieten konnte, war ein Schal aus Kambodscha, einem Land, das die USA vor 35 Jahren noch in die Steinzeit gebombt hatten... nette kleine Ironie am Rande. Genauso wie die Tatsache, dass ich den größten Teil des Independence Day mit einem Rudel Engländer verbrachte, sprich, genau dem Volk, von dem sich die jungen Vereinigten Staaten damals lossagten, und das jetzt in Form biertrinkender, jointrauchender Mittzwanziger wieder zurückgekehrt ist.
Der Independence Day ist im Grunde weniger eine öffentliche Megaparty als vielmehr ein großes Familienfest, eine gemütliche Grillerei daheim mit Barbeque, Bier und lange nicht gesehenen Tantchen und Cousinen. Darüber hinaus gehende Partys und Barbesuche scheinen eigentlich nur das Tüpfelchen auf dem i zu sein, selbst für die junge College-Partycrowd . Netterweise durfte ich das mit einigen Leute aus dem Hostel live miterleben, nachdem uns beim Fortgehen am Abend zuvor eine nette Gruppe Jungs zu ihrer Familienfeier eingeladen hatten. So verbrachten wir einen gemütlicen Nachmittag mit Barbeque, Bier (bzw. ich als dekadenter Mitteleuropäer mit einer Flasche Rotwein), musizieren (Hausherr und -in waren beide musikalisch veranlagt, er sogar Sänger in einer offenbar national bekannten AC/DC-Coverband!) und Beer Pong, einem offenbar uramerikanischen Trinkspiel. Nähere Erklärungen spare ich mir an dieser Stelle, Vorführungen gibt's nach der Rückkehr am nächstbesten Tischtennistisch. Der Vollständigkeit halber durfte danach natürlich auch das erwähnte "Tüpfelchen auf dem i" in Form diverser Barbesuche nicht fehlen, lustiger und charmanter war aber zweifelsohne die Familienfete vorher.
Nach nun gut einer Woche in Amerika war mittlerweile auch mein Sprachzentrum angekommen und der Switsch passiert von halbschwachem "Cheers Mate"-"Tha's brillant"-Pseudo-Britisch-English zu Yo-Fuck-Wazzuuupp-Duuuuude-American-English. "Cheers, Mate" wird zu "Thanks, dude", "Wow,that's brilliant!" wird zu "Duuude, that's fuckin' awesome!", "How's it going?" zu "Yo, man, wazzuuuup?!" und ein zwangloses fuck, fucking, fucked und andere Varianten des F-Worts steigern die Authentizität des Ausländer-Englisch ungemein. Schön, wenn man wieder reden kann, wie einem der englische Schnabel gewachsen ist, "Fuckin'awesome, duuude!", sozusagen.

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