"Last Stop: Boston. This journey ends here", sagt der imaginäre Busfahrer, der mich bisher rund um die Welt kutschiert hat, bei der Ankunft in Boston. Nein, sorry, Herr Busfahrer, ganz ist es noch nicht vorbei, ein paar Tage in einer coolen Stadt bei wunderschönem Wetter, nette neue Bekanntschaften und zwei abschließende Konzerthighlights liegen noch zwischen der Ankunft und dem endgültigen Abflug aus New York gen Heimat.
Diese beiden Highlights waren auch der zeitliche Rahmen und letztlich der eigentliche Grund, einen Abstecher nordwärts nach Boston zu machen: Jason Mraz als Startschuss des Boston-Aufenthaltes und, um die Reise mit einem konzertanten Big Bang ausklingen zu lassen, Extreme bei ihrem Heimkonzert und dem finalen Stop ihrer Tour.
Zu ersterem muss ich eindeutig sagen, der Mann ist schwer unterbewertet. In Österreich kennt man ihn wohl primär als Ö3-Hintergrundmusik und tut ihn deshalb wahrscheinlich ab als Singer-Songwriter-Popgedudel mit dem musikalischen Tiefgang eines Schlauchbootes. Aber live präsentiert er sich absolut erstklassig: Sympathisch, stimmlich großartig, sichtlich mit Spaß an der Freud und mit spitzen Background-Band, die seinen stimmmlichen Einlagen mit Bläsersolos noch eines obendrauf setzt, frei nach dem Motto "Wir wärn so gerne Tower of Power, aber wir sind 30 Jahre zu spät dran" ;-)
Boston selbst hat als Stadt zwar wenig große Highlights zu bieten im Vergleich zu "benachbarten" Metropolen wie New York oder Washington D.C., im Sinne von Freiheitsstatue, Washington Monument oder sowas. Die braucht es aber auch gar nicht, bei mehreren Top-Unis wie Harvard, Amerikas ältester Uni, oder dem Massachussetts Institute of Technology (MIT) wird die städtische Coolness quasi frei Haus geliefert, mit lässigen Bars und Pubs (mittels Pub Crawl eingehend getest und für gut befunden), gemütlichen Parks (netterweise dort, wo früher Hexen und Verbrecher aufgeknüpft wurden), Straßenkünstlern, alten Markthallen, die mittlerweile coole Shops behergen, usw. Darüber hinaus gibt es natürlich auch massig "Revolutionskram", alte Gebäude, Denkmäler, historisch wichtige Orte, usw., da Boston als eine der ältesten Städte Amerikas während des Unabhängigkeitskrieges ein zentraler Schauplatz war, siehe zum Beispiel die Boston Tea Party. Der nach Washington bei mir eingetretene "History-Overload" hält allerdings immer noch an, insofern beschränkt sich das klassische Touri-Sightseeing in Form von Abklappern der alten Gebäude und Statuen auf ein Minimum.
Bei aller universitären Lässigkeit von Boston war allerdings die Vorzeige-Uni Harvard selbst bzw. ihr Campus eher mediumspannend. Erstaunlich eigentlich bei einer Uni, die knappe 500 Jahre alt und damit eines der wenigen Dinge im "weißen" Nordamerika, die man ernsthaft als "alt" bezeichnen kann. Sehr spannend dagegen die Zahlenwelt von Harvard, vor allem im Vergleich mit den heimischen Unis. Der Vergleich hinkt natürlich, aber lustig ist's trotzdem (außerdem ist es wieder ein schönes Stück unnützes Angeber-Wissen): Da wären zum Beispiel die gut 50'000 Dollar pro Jahr, die man als Student an Studiengebühren und für weitere Lebenskosten abdrückt. Sprich, würden alle ca. 270 Erstsemestrigen an der Salzburger Kommunikationswissenschaft ihre ehemalige Semesterstudiengebühren zusammenlegen, könnten sie grade mal zwei Leute für ein Jahr nach Harvard schicken. Irgendwie faszinierend auch das zehnstellige Budget von Harvard oder die 350 Millionen Dollar an Studienbeihilfen... wie sehen da eigentlich die vergleichbaren Zahlen des österreichische Unterrichtsministeriums aus?! Na ja, wie gesagt, der Vergleich hinkt halt...
Und schließlich, wie oben schon angeschnitten, als letzter Höhepunkt der Reise das Extreme-Konzert am letzten Abend. Ich weiß ehrlich gesagt nicht ganz, wie ich diese paar Stunden in Worte fassen soll, ohne in sentimentales Fan-Gebrabbel zu verfallen. Wie schon beim Konzert in Las Vegas ist da eine Energie auf der Bühne, die jedes Publikum in Brand setzen würde, das nicht klinisch tot ist. Das gilt natürlich noch zehn mal mehr für das Publikum in der Bostoner Heimat der Band, das noch dazu durch die umherrschwirrenden Kameras motiviert wird: Das Konzert wird für einen Live-Mitschnitt gefilmt! Wir werden alle in die runde, glänzende Ewigkeit einer Live-DVD eingehen, als ein paar klatschende Hände, als fröhliches Gesicht oder als johlender Mund im Meer des frenetisch kreischenden, tanzenden, klatschenden Publikums in Boston! Details zum Konzertverlauf könnte ich jetzt noch seitenweise zum Besten geben, aber das würde die meisten wohl eher langweilen, daher verweise ich auf die hoffentlich bald erscheinende Live-DVD bzw. wen's interessiert, der bekommt eine detailliertere Version des Konzertabends gerne live bei einem Glas Gerstensaft.
Und so stehe ich nach gut zweieinhalb Stunden Konzertwahnsinn und fast acht Monaten Reisewahnsinn im House of Blues in Boston, am Ende der Reise und damit wohl auch eines kurzen aber spannenden Lebensabschnitts: Am Boden das übliche Post-Konzert-Chaos, rundherum Gute-Laune-Aufbruchsstimmung, und mittendrin ich, leicht taub, leicht sentimental ob des letzten Abends, aber vor allem glücklich über diesen gelungenen Schlusspunkt aufregender sieben Monate. Und das macht es wohl auch einfacher, sich schließlich vom ungezwungenen freien Backpackerleben on the road zu verabschieden und sich wieder auf das heimische Salzburg zu freuen und auf alles Schöne, das damit einhergeht: Familie, Freunde, Gitarren, Stieglbier, Kaskrainer.
Und damit fällt der Vorhang, der Rest ist eigentlich nur noch der Abspann: Busfahrt nach New York, letzter Besuch im letzten Hard Rock Cafe am Weg, die zwei traditionellen Flaschen Abschiedsbier vor dem Heimflug, verschwitzt und viel zu spät am Flughafen, Abflug, Landung, Ausstieg, "Servas Wien!" und Ende.
"Last Stop. This journey ends here. Please exit the bus!" Mach's gut, Herr Busfahrer. Bis zum nächsten Mal.
Samstag, 29. August 2009
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