Montag, 6. April 2009

KM 0 - Sydney: Kulturschock, Stiegl-Bier und Schnürlregen

Nach gut zwei Monaten Südostasien war Sydney wirklich ein Kulturschock. In den südostasiatischen Kulturkreis waren wir ja eher langsam eingetaucht, vom mehr oder weniger westlichen Singapur durch zunehmend authentischere Gebiete in Malaysien und Thailand bis schließlich nach Laos und Kambodscha, wo es nicht mal einen McDonalds gab (Wohl der erste Monat unseres Lebens ohne auch nur theoretischen Zugang zu einem BigMac...). In die West-Ost-Richtung also eher weniger Schock, dafür aber umso mehr bei der Rückkehr in die „westliche Welt“: Am Samstag bist du noch in Kambodscha, alles ist irgendwie exotisch und anders und faszinierend und vor allem superbillig, du verhandelst über jeden einzelnen Preis, vom Tuk-Tuk übers Hotelzimmer bis zum Abendessen, aber dafür ist es auch anstrengend, chaotisch, vielfach verarmt und du bist tagtäglich im Visier von Bettlern, Straßenhändlern sowie Tuk-Tuk- und Taxifahrern, die in dir ein wandelndes blondes Dollarzeichen sehen. Nur 24 Stunden später aber landest du in Sydney und plötzlich ist alles so strahlend sauber, aufgeräumt, modern, offensichtlich wohlhabend bis reich, kein Verhandeln der Preise mehr, du schnappst dir ein Taxis, wenn du eins brauchst und nicht umgekehrt, die Leute sind lässig drauf, sitzen bei einem Bier oder einem Capuccino beieinander oder gehen joggen (worauf der durchschnittliche Kambodschaner sicher keinen Bock hat, wenn er von 6 Uhr morgens bis 6 Uhr abends Armbänder, Schals und Massagen vertickt). Ohne abwertend gegenüber den Eindrücken in Südostasien zu sein, aber es war einfach herrlich. Allerdings kostet diese Herrlichkeit halt auch ungefähr das Vierfache in so ziemlich allen Belangen. Allein schon für das 7-Tage-U-Bahn-Ticket hätte man eine Woche in Kambodscha gut leben können...
Nach der Ankunft im Hostel (unbegrenztes Warmwasser, Küche, Zimmer mit Schlüsselkarte, westliches Klo... mit Klopapier!!!) haben wir das entspannte Feeling eines gemütlichen Sonntag Morgen genossen und die herrliche Aussicht auf, hm, alles: Wer braucht schon Schlaf, wenn Sydney auf ihn wartet, die Oper, die Harbour Bridge, die ganze prachtvolle Szenerie. Und dazu Temperaturen um die 25° C inklusive Meeresbrise im Vergleich zu gefühlten 85° C mit 167% Luftfeuchtigkeit in Südostasien. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, gabs das wohl beste Mittagessen seit Monaten: Weißwürscht, Brezn und Stiegl Bier (im original Stiegl-Halbe-Glas mit original Stiegl-Bierdeckel!!!). Herzlichen Dank an das Löwenbräu Sydney für diesen bewegenden Moment... uns kommen jetzt noch die Tränen... unter anderem auch wegen des Preises: Allein schon deswegen MUSS es das beste Mittagessen des Trips bisher gewesen sein ;-)
Leider nahm nicht nur das Bier, sondern auch das Wetter ab dem zweiten Tag Salzburger Formen an: Abwechselnd Schnürlregen und Wolkenbrüche, eher schlecht für jedwedes touristische Unterfangen. Schlechtwetter-Alternativprogramm: 16 Uhr: Hm, wollten wir nicht sowieso mal checken, was für Konzerte in Sydney am Program stehen.... hm, THE WHO, heute abend in der Acer Arena... – 17 Uhr: Kartenkauf – 20 Uhr: THE fucking WHO, Roger Daltrey und Pete Townshend live in Sydney. Spontanität – Mastercard macht’s möglich (allerdings definitiv nicht „priceless“....).
Wind und Regen haben dann leider auch einen ausgedehnteren Strandbesuch vereitelt. Wir waren zwar am berühmten Bondi Beach, aber außer hohen Wellen und eher erfolglosen Surfern gabs nicht viel, was australisches Strandfeeling erweckt hätte.
Soviel zu Sydney, das gleichzeitig auch den Startschuss für unsere Ochsentour quer durch Australien darstellt (daher auch die Kilometerangabe in der Überschrift). Viele Australienbesucher klappern „lediglich“ die Gold Coast ab, sprich den Küstenstreifen zwischen Cairns und Sydney (P.S.: „Streifen“ heißt in diesem Fall 2.416 Kilometer). Wir dagegen machen sozusagen genau die entgegengesetzte Route: Wir starten ebenfalls in Sydney, fahren aber nicht grade nach oben, sondern via Blue Mountains und ein paar Weinbaugebiete südwestlich nach Melbourne, dann weiter westlich durch noch mehr Weinbaugebiete und entlang der Great Ocean Road nach Adelaide, von dort nördlich ins Landesinnere zum Ayer’s Rock (oder Uluru, wie er jetzt politisch korrekt mit seinem Aborigine-Namen tituliert wird), an Alice’s Springs vorbei und dann wieder Richtung Osten nach Townsville an der Gold Coast und schließlich nach Cairns ans Great Barrier Reef. Zum Vergleich: Wollte man eine ähnliche Route in Europa fahren, könnte man im Südosteck des Schwarzen Meers starten, über Istanbul, Budapest und Wien quer durch Osteuropa fahren bis an die Ostsee und von dort dann grade nach Osten durch das Baltikum bis nach Moskau. Das Ganze sollte letztlich ca. 5.500 Kilometer sein und darf maximal 5 Wochen dauern, sonst kriegen wir etwas Streß mit der Firma, die uns unseren Campervan vermietet hat ;-)

1 Kommentar:

  1. Hey Chief!
    Haben gestern auf der Stieglterrasse alle zusammen auf dich angestoßen. Danke für das coole Geschenk. Meld mich per Mail.

    Max

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