Montag, 8. Juni 2009

Wellington: "It ain't called Windy Wellington for nothing..."

Dass wir mit dem Wetter in Neuseeland bisher etwas auf Kriegsfuß standen, ist hoffentlich in den bisherigen Einträgen schon sehr subtil durchgedrungen. In Wellington, der Hauptstadt, kam dann zu den bisherigen Übeln Kälte und Regen auch noch Wind hinzu, nicht umsonst trägt es den Spitznamen "Windy Wellington": Bei unserer Ankunft hat uns der Wind, als guter Gastgeber, die Autotür nicht aufgehalten, sondern regelrecht aus der Hand gerissen.
Vom Dauergebläse abgesehen muss man Wellington aber durchaus eine gewisse Schönheit zugestehen, auch wenn wohl kaum jemand zum Städte-Sightseeing nach Neuseeland kommt. Und im direkten Vergleich mit den anderen "Groß"städten, die wir bisher in Neuseeland gesehen haben (sprich: Auckland), "verbläst" sie diese sowieso bei weitem (im positiven Sine). Leider trifft im gleichen Atemzug wieder einmal er altbekannte Satz zu, der mittlerweile alle unsere Neuseeland-Einträge schmückt: "Größere Aktivitäten im Freien hat leider das Wetter verhindert." So bleibt wieder einmal das altbekannte Schlechtwetter-Stadt-Programm: Rundgang durch die Stadt und fotografisches Abklopfen der Sehenswürdigkeiten in den wenigen trockenen Stunden und bei Regen Warme-Klamotten-Shopping und Museumsbesuch, diesmal im neueeländischen Nationalmuseum Te Papa (Wieder einmal sehr sehens- und erlebenswert!) .
Darüber hinaus hat sich in Wellington wieder einmal bewahrheitet, dass die Welt ein Dorf ist: Eine nette Bekanntschaft in der Hostelküche entpuppt sich im Gespräch als Innsbruckerin, die im "wahren Leben" Journalistin bei der Tiroler Tageszeitung ist und ihre eigenen Erfahrungen mit gewissen PR-Agenturen gemacht hat. Wie heißt es so schön, die gerade nicht anwesenden Personen tragen immer am meisten zum Gespräch bei ;-) Diese neue Freundschaft musste natürlich gleich begossen werden, was als harmloses "Es ist Samstag abend, geh ma heit a bissl fuart" begann und mit einem fürchterlichen Absturz in der Kellerbar des Hostels endete. Die kopfwehgeplagte Fortsetzung dieser Episode folgte nach drei erholsamen Stunden Schlaf, denn wir hatten nach vor dem Schmieden des Fortgehplans die morgendliche Fähre auf die Südinsel gebucht und mussten dementsprechend zeitig wieder aufbrechen.
Also standen wir schließlich in aller Herrgottsfrüh in der Warteschlange zur Fähre, mit einer Fahne, die weder die deutsche noch die österreichische war, als uns die Tatsache bewusst wurde, dass sich die Straßenlaternen bewegten. Man mag dies auf unseren noch angeschlagenen Zustand und eine dementsprechend schiefe Optik zurückführen, aber nach einigen Minuten hochkonzentrierten Aus-dem-Fenster-Starrens stellte sich heraus, das war keine alkoholinduzierte optische Illusion, sondern schlicht und einfach der Wind, der den eigentlich sehr stabil aussehenden Masten da 20 Meter neben uns immer wieder einen guten Meter links und recht und vor und zurück zerrte. Der Wind blies dann auch kurz darauf einen jungen Angestellten der Fährgesellschaft durch die Reihen der wartenden Autos, der die unheilvolle Nachricht verkündete "Due to the bad weather the ferry service is postponed until further notice - Der Fährtransfer wird wegen des schlechten Wetters bis auf weiteres verschoben" verkündet, die er in seinem wenige Minuten später folgenden Durchgang vervollständigte mit "Sorry, all ferries today are cancelled". Als wir jedoch wieder ins Hostel zurückkehrten, um uns wieder in die Federn zu verziehen, mussten wir erfahren, dass der neuerliche Check-In leider erst wieder um 13 Uhr nmöglich ist. Zu diesem Zeitpunkt war es 9 Uhr morgens. Also taten wir es den zahlreichen Anderen gleich, die unser Schicksal teilen, und tauchten ein in das Meer an verknautschten, gähnenden Backpackergestalten, die sich in der Lounge auf den Sesseln, Couches, Sitzsäcken und am Boden ausbreiten und dort in den physiotherapeutisch unmöglichsten Stellungen versuchen, etwas Schlaf zu fnden.
Was für ein Wetter in der Captain-Cook-Straße, also der Meerenge zwischen Nord- und Südinsel, an diesem Tag geherrscht haben muss, dass sämtliche Fähren im Hafen bleiben musssten, lässt sich am nächsten Morgen erahnen: Diesmal geht die Fähre, zwar mit zweistündiger Verspätung und nach Absage der Nachtfähren, aber sie geht. Und zwar auf und ab und links und rechts und wieder zurück. Dass unser Tauchboot vor drei Wochen ziemlich rumgeschaukelt hat, okay, ein 15-Meter-Boot ist kein Ozeandampfer und hat mit zwei bis drei Meter hohen Wellen schon zu kämpfen. Wenn aber eine gut 100 Meter lange Fähre, die ganze Autos und LKW geladen hat sowie fast 1000 Passagiere, mit eigenem Kino, Bar und 10 Stockwerken, durch die Wellen klatscht wie ein kleines Schlauchboot, dass man nicht mehr grade gehen kann und die gegen das Schiff klatschenden Wellen bis an dein Fenster in den siebten Stock hochspritzen, hm, da wird einem schon mal ein bisschen anders. Oder wie der Lonely Planet es formuliert: "It ain't called Windy Wellington for nothing...".
Aber letztlich sind wir zwar mit vierstündiger Verspätung, aber doch gut angekommen und bereits beim Einlaufen in den Hafen von Picton hat sich rechts und links des Fjords schon ansatzweise die spektakuläre Landschaft erschlossen, wegen der wir eigentlich nach Neuseeland gekommen waren. Das lässt hoffen für unsere zwei Wochen auf der Südinsel...

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