Freitag, 26. Juni 2009

Milford Sound/Südküste/Christchurch: Eine Wagner-Oper, ein Seelöwe und der Herr der Ringe

Der Milford Sound, ein Anblick, eine Stimmung, so erhaben, so pompös wie eine Wagner-Oper: kristallklares Wassser liegt der Szenerie zugrunde wie ein Sound-Teppich aus Streichern und direkt daraus erheben sich majestätisch die Blechbläser in Form gewaltiger Felsen und Berge. Der höchte darunter ganze 1692m über und ca. 300m unter Wasser, der Mitre Peak, wegen seiner runden Form benannt nach der Bischofsmütze "Mitra" (und damit wohl so etwas wie der emigrierte Bruder der Salzburger Bischofsmütze). Neben diesen gewaltigen Natureindrücken wird unser Aufenthalt dort auch noch heimatlich-komödiantisch untermalt, denn der anfangs so stille Lockenkopf in unserem Zimmer stellt sich als Zimmerer aus Rosenheim heraus, der in tiefstem oberbayrischen Dialekt (schriftlich ja leider nur sehr unzureichend darstellbar) die monumentale Szenerie und alles drumherum kommentiert: "Jo mei, na sche is do scho in Neiseeelond, net? Oba, heast, koid is, jo, leck mi am Oarsch, teifi-eini, und gscheit hoazn tans a net, die Seppn!" :-)

Nach dem Milford Sound ging die Reise (hier nur kurz beschrieben, weil vergleichsweise unspektakulär) die Südküste entlang nach Dunedin und auf die Otago Halbinsel (Zur Orientierung: Südinsel, unten rechts). Eine Episode dieses Weges sei allerdings noch kurz erwähnt: Auf der Otago Halbinsel bei Dunedin wollten wir das laut Führer im Überfluß vorhandene Tierleben mal näher erkunden und nach einer eher abenteuerlichen Wanderung quer durch den Busch (Der Strand sah eigentlich so nahe aus...) war dieses Vorhaben auch von Erfolg gekrönt: Der Strand bot nicht nur einen herrlichen Ausblick, sondern noch dazu watschelte wenige Meter von uns entfernt plötzlich ein Seelöwe aus dem Wasser und macht es sich im Sand für ein Nachmittagsnickerchen bequem, so wie es einige seiner Artgenossen ein paar Meter weiter bereits getan haten. Ein beeindruckender Anblick und gleichzeitig ein erhebendes Gefühl, wenn man bedenkt, dass wir solcherlei Getier normalerweise wenn überhaupt nur im Zoo zu sehen bekommen. Aber hier, keine geführte Tour, keine Gitterstäbe dazwischen, einfach wir zwei und ein Rudel Seelöwen. Cool...


Wie vielen wahrscheinlich bekannt, ist Neuseeland nicht nur das Land von Rugby, Extremsport-Kram und schöner Landschaft, sondern seit den "Herr der Ringe"-Filmen auch der real-world-Schauplatz von Mittelerde, dem Drehort der Triologie. Daher gibt es auch "Herr der Ringe"-Tours zum Abwinken in Wellington, Queenstown, Christchurch, etc., kurz: in jedem zweiten Dorf, und sei es nur eine Tankstelle, wo die Crew mal Pinkelpause gemacht hat. Alle sind natürlich "The ORIGINAL Lord of the Rings-Tour" und es kostet dementsprechend, um sich zu den Drehplätzen fahren zu lassen und sich dort in allerlei dummen Herr-der-Ringe-Kostümen und -Posen fotografieren zu lassen. Obwohl das exakt wie etwas klingt, das ich in der richtigen Stimmung machen würde, haben wir allerdings entschieden, diese Stange Geld zu sparen. Dann könnten wir ja auch gleich in Salzburg die Sound-of-Music-Tour machen.


In der Gegend um den Mount Cook, unserem nächsten Stop, war eine Tour zudem gar nicht nötig: Das großartige Panorama aus dem Film war sofort wiederzuerkennen, wobei es auch ohne die Filmreferenz ein überwältigender Anblick gewesen wäre: schier endlose gelb-braune Ebenen (im Sommer grün, nehm ich mal an), mittendrin der Lake Tanaka und gleich dahinter die im Vergleich gewaltig scheinenden 3000er rund um den Mount Cook. Bei aller Schönheit war die zeit aber leider knapp und hat nur kurze "Spaziergänge" erlaubt statt der ausgedehnten mehrstündigen und -tägigen Wandertouren, die hier möglich wären.


Letzter Stop auf der Südinsel und damit auch insgesamt in Neuseeland war Christchurch, die "Hauptstadt" der Südinsel, bzw. die gleich "nebenan" liegende Banks Halbinsel. Da wir dort allerdings wenig mehr getan haben als ein bißchen die Landschaft bewundern und unseren El Cheapo zurückgeben, gibt es auch nicht rasend viel drüber zu erzählen: Schönes Städtchen, auf der Halbinsel schöne Landschaft, ja, das wars eigentlich. Am ehesten beeindruckt hat uns in Christchurch noch unsere Unterkunft, die wir uns auch genau deswegen ausgesucht hatten: Ein ehemaliges Gefängnis, das vor grade mal zehn Jahren zugesperrt und daraufhin auf wirklich kreative Art zu einem Hostel umgebaut wurde. Die prinzipielle Gebäudeaufteilung mit Innenhof und Galerie für die Wärter, usw. gibt es noch, man glaubt also wirklich, in einer Art Alcatraz zu übernachten und auch zwei Zellen sind als Anschauungsmaterial noch im Originalzustand erhalten. Die vergitterten Türen allerdings dienen mittlerweile als Gestell für die Glastische und den Rezeptionschreibtisch, die Gefängniskapelle beherbergt jetzt einen Billardtisch und die alten Klos fungieren als Blumentöpfe. Recycling einmal anders...
So schön, wie die Südinsel auch wahr, so kalt war sie letztlich aber auch. Deswegen sind wir bei aller mittlerweile angehäuften Thermounterwäsche und Winterkleidung sehr froh, diese jetzt im hintersten Eck des Rucksacks verstauen zu können. Denn wo es jetzt hingeht, brauchen wir nur noch zwei Kleidungsschichten: Badehose und Sonnencreme.
In diesem Sinne: See ya later, New Zealand, und BULA, Fidji!

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