Sonntag, 7. Juni 2009

Rotorua/Tongariro: von dampfenden Quellen zu Eisblumen am Fenster

Neuseeland wird ja auch als das Backpacker-Land schlechthin kategorisiert: Es gibt unendlich viel zu sehen und tun (wenn das Wetter passt), es gibt massenweise nette Hostels und ebensoviele Möglichkeiten, nebenbei etwas Geld zu machen, zum Beispiel als Saisonarbeiter, oder sich zumindest für ein paar Stunden Arbeit täglich gratis Unterkunft und Verpflegung zu verdienen.
Das wollten wir auch einmal ausprobieren, und nach einigem Hin und Her konnten wir es organisieren, als fleißige Helferlein für einige Tage in einem Motel in Rotorua unterzukommen: Drei bis vier Stunden Arbeiten am Tag (Gartenarbeit, Zimmer machen und ähnlicher Kleinkram) verschafften uns ein nettes, gut geheiztes(!) Motelzimmer mit Kühlschrank, Fernseher und Heizdecke in den Betten, gute Tipps der Motelbesitzer, was es in der Gegend zu tun gibt, und nette Pokerabende mit der ganzen Familie (Gott sei Dank nur um Chips und nicht um Geld).
An Möglichkeiten, etwas zu unternehmen, mangelt es in Rotorua nicht, Maori-Kulturzentren und -Dörfer sind fast ebenso zahlreich vorhanden wie Geysire und Thermalbäder in allen Farben, Formen und Wassertemperaturen, da die Gegend Thermalquellen nur so wimmelt. Theoretisch möglich wären auch die eine oder andere Wanderung und Radtour sowie ein Rafting-Trip über einen sieben Meter hohen Wasserfall, was angeblich die höchste Fallhöhe für eine Raftingstrecke sein darf (Wieder ein Stückchen unnützes Wissen mehr...). Sämtliches Outdoor-Zeugs wurde allerdings durch das nach wie vor schlechte Wetter zunichte gemacht beziehungsweise extrem eingeschränkt (davon einmal abgesehen, dass wir beide eher wenig Lust hatten, uns bei zu kalter Außentemperatur und noch viel zu kälterer Wassertemperatur in einem Schlauchboot einen Wasserfall hinunterzustürzen). Was blieb, war ein erfrischender Sprung in den Kerosene Creek, einen trotz seines unappetitlichem Names klaren und vor allem schön warmen "Thermalbach" und das noch dazu gratis.
Nicht gratis, aber definitiv sein Geld wert war die Haka-World, ein ca. zweistündiger Kurs, in dem die Teilnehmer den "Haka" lernen, einen Maori-Kriegs- und Begrüßungstanz. Für allfällige Foto- und Videomöglichkeiten wird dieser dann am Schluß auch in voller Montur, sprich Lendenschurz, Speer, Maori-Tatoo, usw., aufgeführ. Aus technischen Gründen ist es uns allerdings leider nicht möglich, diese Perle der Videokunst hier einzubauen. Wer einen Eindruck davon bekommen möchte, wie das ausgesehen haben könnte: Unter "Haka All Blacks" findet man bei www.youtube.com Videos der neuseeländischen Rugby-Nationalmannschaft, die diesen Tanz nach wie vor vor jedem Spiel zur Einschüchterung des Gegners aufführt.
Alles in Allem trotz des Wetters ein sehens- und erlebenswerter Stop und noch dazu dank der mit Arbeit verdienten Unterkunft und Verpflegung ein billiger. Nächstes Highlight des Neuseeland-Trips hätte eigentlich das Tongario-Crossing werden sollen, offenbar eine der schönsten Wanderungen überhaupt, quer durch das "volcanic wonderland", wie es der Lonely Planet nennt, des Tongariro-Nationalpark. Wie allerdings schon der Konjunktiv des letzten Satzes andeutet, haben uns auch hier Jahreszeiten und Wetter einen eisigen Strich durch die Rechnung gemacht: Ankunft im strömenden Regen, in einem Hostel, das für 200 Gäste ausgerichtet ist, aber grade mal 10 beherbergt, einzige Heizung ein offener Kamin im Wohnzimmer. Definitiv ein cooler Aufenthalt dort, sowohl sprich- als auch wortwörtlich, denn was die Besitzer an Heizung eingespart hatten, wurde offenbar in Gitarren investiert, dementsprechend standen im Aufenthaltsraum zwei akustische und eine elektrische Gitarre komplett mit Verstärker rum: Komfort gleich null, aber eine glatte 13 auf der 10-stufigen Coolness-Skala. Und zumindest am nächsten Vormittag hatte die Sonne Miteid und beleuchtet uns für einige Stunden die atemberaubende Berglandschaft für eine kleine Wanderung und einige Fotos.
Spätenstens am Vorabend war aber klar: Die Nordinsel hatte ihre Chance, wir sind nicht nach Neuseeland gekommen, um lediglich dem Regen und unserem Kontostand beim Fallen zuzusehen. Deswegen geht es jetzt schnellstens ab in den hoffentlich sonnige(re)n Süden. Erster Stop (und letzter auf der Nordinsel): Wellington, Neuseelands Hauptstadt.

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