Sonntag, 8. März 2009

Go Thai - go Chiang Mai

Der Spitzname „Rose des Nordens“ verspricht dem Besucher von Chiang Mai im Norden Thailands schon einmal sehr viel. Sehr viel, das die Stadt in unserem Fall auf jeden Fall gehalten hat.
Nach den unterhaltsamen und sehr lehrreichen, aber dementsprechend anstrengenden Tagen in Bangkok war etwas Relaxen in der Provinz überfällig: Ein bißchen Wandern, vielleicht eine massaaaaaaage, mal schaun, was der Nachtmarkt so hergibt, neue Leute kennenlernen usw.
Letzteres war schon einmal sehr einfach, dank eines fantastischen Hostels, in dem der Betreiber gleich am ersten Abend unseres Aufenthalts jeden, der Lust und Hunger hatte, zu sich nach Hause einlud zu einem traditionellen thailändischen Essen und vorher noch einem kurzen Stop am Weg zum Verkosten von Reiswhiskey und einer kleinen Vorspeise am Spieß, die sich später als Schweine-Innereien herausstellt. Zu diesem kleinen Appetizer der andere Art gesellte sich, nach einer „gewöhnlichen“, wenn auch sehr scharfen, Hauptspeise, eine Nachspeise aus allem, was so kreucht und fleucht, darunter Grillen, Käfer und Bambuswürmer. Klingt eckelhaft, war aber relativ schmackhaft zubereitet, sodass es letztlich wie Chips schmeckte. Nur die Schweine-Innereien am Spieß, die waren wirklich so ecklig wie sie klingen. Aber na ja, muss man alles mal probiert haben. Außerdem schweist es die Gruppe irgenwie zusammen, diese Art von Essen überlebt zu haben. Die Vorspeise und überhaupt die ganze Fahrt, bei der mal wieder 25 Leute in einem Vehikel für maximal 15 Platz fanden. Scherz am Rande: Wieviele Leute passen in ein thailändisches Taxi? Einer noch, nur noch einer mehr ;-) Als gelungenen Abschluss unseres ersten Abends in Chiang Mai konnten wir uns endlich einmal die so genannten Beer-Towers zu Gemüte und zur Leber führen, die „Tower of Power“, diese wunderschönen, einen halben Meter hohen, drei Liter Bier fassenden Amphoren der Neuzeit, die wir in Thailand und Malaysia schon so oft an Nachbartischen bewundert hatten. Gehören dringend auch in Österreich eingeführt.
Nächstes Highlight: Eine zweitägige Wanderung durch die Wälder rund um Chiang Mai.
Den ersten Tag kann man durchaus als eine glatte 11 auf der zehnstufigen Skala zwischen misslungen und furchtbar bezeichnen: Startschuss in der größten Mittagshitze, ein endloser Hatscher durch den Dschungel ohne zumindest einmal einen schönen Ausblick oder so. Einfach nur hatsch, hatsch, hatsch, konstant begleitet von kleinen Buschfeuern, die zwar nicht gefährlich waren und anscheinds in dieser Gegend am Ende der Trockenzeit an der Tagesordnung, aber summa summarum auf einer Das-würde-ich-beim-Wandern-gerne-sehen-Prioritätenliste doch eher weit unten stehen. Und als Highlight wollte unser Führer uns auch noch durch eines hindurchmaschieren lassen, mit der simplen Anweisung „Just run through, flames not high, not hurt you.“ Durch die geballte Kraft europäischer Vernunft und Logik in der Gruppe (gepaart mit der Panik einer Österreicherin, die schon beim Anblick des Feuers ihren sofortigen Wiederabstieg angekündigt hatte) liess er sich aber doch überzeugen, dass es wohl intelligenter sei, das Feuer am Pfad aus dem Weg zu schaffen bzw. zu löschen als einfach hindurchzurennen.
Zumindest der zweite Tag gestaltete sich aber etwas erfolg- und abwechslungsreicher, mit Elefantenreiten, Baden in einem Wasserfall im Dschungel sowie Rafting und Rafting mit dem Bambus-Flos. Das Elefantenreiten hatte zwar einen etwas faulen Beigeschmack, da ich nicht die Hand dafür ins Feuer legen würde, wie gut es den Tiere dort wirklich geht. Das Baden hingegen war bei der ärgsten Mittagshitze eine Wohltat epischer Ausmaße und die beiden Rafts kann man auch mehr oder weniger als Erfolg bezeichnen: Mein bisheriges Konzept vom Raften war zwar, dass man den Felsen im Fluß aus dem Weg geht und nicht jeden einzelnen davon nach der Reihe anbumst, und mit dem Bambus-Floss haben wir öfter den Grund des seichten Flußes berührt als die Wasseroberfläche, aber gut, Spaß hat es zumindest gemacht.
Nach diesen anstrengenden beiden Tagen hatten wir uns wohl verdient, was uns schon so langen angepriesen worden war: Massaaaaaaaaaaage. Aber nicht so eine Schwachmatiker-Relax- oder Heilpflanzenöl-Massage oder so, wenn schon, dann eine richige Thai-Massage. Für alle, die das Vergnügen noch nicht hatten, könnte man es wohl als eine eineinhalbstündige Dehnübung zusammenfassen: Du wirst gedreht und gewendet, geknetet und gebogen, gedehnt und gezogen, in Stellungen und Winkel, die du anatomisch für unmöglich gehalten hast, von der Ferse bis zur Wirbelsäule, von Unterschenkel bis zum Gesäßmuskel. Wenn du schaust, wie es den anderen geht, siehst du deine Nachbarin zur Linken sich in einem Ringkampf auf Leben und Tod mit ihrer Masseuse winden, während die Masseuse deiner Nachbarin zur Rechten grade versucht, dieser den Kopf abzuschrauben. In weiterer Folge kriegst du dann Daumen und Ellenbogen deiner Masseuse so tief in den Rücken gedrückt, dass du sie fragen möchtest, ob sie dich damit nicht mal kurz am inneren Brustkorb kratzen möchte. Dann wiederum wippt sie auf dir, mal stärker auf deinen Oberschenkeln kniend, mal stärker mit den Ellenbogen in den Rücken drückend, sie biegt dir die Rückenwirbel grade und dann wieder in die Ausgangsbiegung zurück. Später bekommst du den Bauch derart massiert, als ob du den Hochzeitsring der Masseuse verschluckt hättest und sie nun versuchen würde, ihn durch die Bauchdecke wieder rauszuholen.
Aber letztlich, nachdem die letzte Sehne gedehnt ist und das letzte Gelenk gekracht hat, stellst du überrascht fest: Du lebst noch, du bist nicht im Himmel, alle Extremitäten sind noch da, wo sie sein sollen, alle Gelenke funktionieren, die Sehen halten nach wie vor, es ist noch alles dran, und es fühlt sich besser an als vorher.
Der (für unseren Chiang Mai-Besuch) abschließende Nachtmarkt hielt schließlich noch die krönende Überraschung bereit: Beim Rundgang über den Markt kristallisieren sich auf einmal aus der Menge zwei vertraut aussehende Gestalten heraus, so ähnlich, als ob man zuhause gute alte Freunde auf der Straße wieder trifft, zu denen man leider den Kontakt verloren hat. Es sind Nina und Anthony, das englische Pärchen, das gewissermaßen die personelle Konstante unserer Asienreise darstellt: Kennengelernt in Melaka in Malaysia, dann einige Tage später zufällig wiedergetroffen mitten in der Millionenmetropole Kuala Lumpur, wiederum einige Tage später im gleichen Hostel in den Cameron Highlands eingecheckt. , wo wir uns dann zum ersten Mal dann „richtig“ verabschiedet haben, weil unsere Reiserouten auseinandergingen. Gute zehn Tage später gehen wir auf Langkawi morgens aus dem Hostel, als uns auf der Straße eine Joggerin entgegenkommt: Nina, die mit Anthony mal wieder im gleichen Hostel wie wir eingecheckt hatte. Wieder verabschieden wir uns, wieder war es nicht das letzte Treffen: Chiang Mai, Sunday Walking Market, Tausende von Einheimischen und Touristen, ein mal an einem Stand mehr oder weniger stehen bleiben, einmal links statt rechts abbiegen und wir hätten uns nie getroffen, und doch stehen sie plötzlich wieder vor uns. Leider wird es das jetzt zwar gewesen sein mit den zufälligen Treffen, denn sie fliegen in einigen Tagen nach Hongkong weiter, wir dagegen machen uns mit neuen Freunden auf den Weg nach Laos. Trotzdem war doch immer wieder schön, völlig aus dem Nichts vertraute Gesichter zu sehen, sozusagen etwas Bekanntes, Freundliches zum Anhalten in der exotischen Fremde.

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