Montag, 2. März 2009

Kuala Lumpur: Singapurs dreckige Schwester

Man muss sagen, nach Singapur ist man einfach verwöhnt, was asiatische Großstädte angeht. Gut, es ist teuer und du wirst zwar für, hm, so ziemlich alles mindestens 20 Jahre verknackt oder aufgehängt, aber dafür ist es wenigstens blitzblank. Im Vergleich mit Kuala Lumpur wirkt Singapur vom Feeling her ein bißchen wie die große, brave Klassenstreberin: Alles sehr sauber, man orientiert sich leicht, jeder spricht Englisch, super öffentlicher Verkehr usw. Kuala Lumpur dagegen ist der der Nachzügler, die kleine ungezogene Dumme mit schlechten Noten: dreckig, stickige Hitze, Luftfeuchtigkeit von gefühlten 300% (entspricht ca. 50cm Schweißfleckenradius), Verkehrschaos (zumindest wirkt es so, vielleicht steckt ja ein höheres System dahinter, das wir nicht durchschaut haben), völlig komisches Verkehrsnetz mit 3 verschiedenen Monorail/U-Bahn-Systemen, die sich nur irgendwo in der Peripherie überschneiden, und irgendwie nie da hin fahren, wo wir es bräuchten. Daher unser bevorzugter Transport: Der Flip-Flop-Express, Linie Per Pedes.
Kuala Lumpur ist dreckiger, Kuala Lumpur ist konfuser, aber dafür ist Kuala Lumpur auch um einiges asiatischer als Singapur. Die Stadt lebt von der Vermischung der Kulturen von Malayen, Chinesen, Indern und anderen südostasiatischen Völkern. Die ganze Stadt brodelt - vor allem in Chinatown und Little India. In den Straßen der stehen Moscheen, Hindu-Tempel, Budda-Statuen und Kirchen nebeneinander, Moslems leben mit Hindus, Chinesen mit Christen friedlich zusammen.
Was dem Land jedoch scheinbar fehlt, ist eine gemeinsame Kultur. 50 Jahre, nachdem die britischen Kolonialherren das Land verlassen haben, gibt es zwar einige nationale Denkmäler im jungen Malaysien, aber Chinesen, Inder und Moslems bleiben anscheinds überwiegend in ihren Ghettos. Ein gemeinsames Stück Land reicht eindeutig noch nicht, um eine Nation zu gründen.

Wahrzeichen mangelt es aber nicht in der Hauptstadt: Beim ersten Anblick der Petronas Towers ist uns beiden der Mund offen stehen geblieben, gefolgt von einem spontanen "Sind die geeeeiiil!!". Das Machtsymbol des nationalen Ölkonzerns Petronas war ehrlich gesagt die einzige Sehenswürdigkeit, die mir vorher wirklich was gesagt hat. Und sie ist auch eindeutig die eindruckvollste. Die Brücke zwischen den Zwillingstürmen erlaubt einen eindrucksvollen Blick über die Millionenstadt. Egal, ob bei Tag oder bei Nacht, der Anblick von Stahl und Glas raubt einem einfach die Worte. Ansonsten hat KL für fotohungrige Touristen noch den Freiheitsplatz, Symbol für Unabhängigkeit und Einigkeit der Nation, und ein paar Regierungsgebäude und Hochhäuser zu bieten. In Erinnerung bleiben aber auf jeden Fall die Petronas Towers.

KL hat uns auch verändert - wenistens äußerlich ;) Klingt vielleicht etwas schwul, dass wir gemeinsam zum Friseur gehen, aber es war einfach bei beiden bitter nötig. Die Leute sollen ja nicht glauben, Österreich hätte sich seit den Tagen von Mozart frisurtechnisch nicht etwas weiterentwickelt. Die zwei sehr bemühten Mädels haben dementsprechend lang gebraucht, um uns von unserer Haarpracht zu erlösen. Vielleicht lags aber auch daran, dass sie sich offenbar vorher bei jedem abzuschneidenden Haarbüschel (und derer gab es massig) vorher entschuldigten, um das gute Feng Shui zu wahren oder so. Dafür war allerdings auch eine Kopfhautmassage inkludiert, hallohalllohallo, seeeeensationell. Da konnte man schon glauben, wir wären bei einem "Full-Service"-Salon gelandet. War allerdings nicht so, im Separée hinter dem roten Vorhang wartete lediglich das Waschbecken zum Shampoo-Ausspülen. Gespannt auf das Ergebnis? Das folgt auf den Bildern von unserem nächsten Stop.

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