Freitag, 6. März 2009

"Wanna massaaaaaaaaaaaaage?"

„I don’t want a fucking suit, massage or tuk-tuk, thank you very much!” In Kho Phi Phi hatten wir über T-Shirts mit diesem Aufdruck noch gelacht, in Bangkok dagegen machten sie plötzlich erschreckend viel Sinn und hätten uns wohlerzogenen europäischen Mustersöhnchen viele No-thank-yous erspart: An jeder Straßenecke wartete ein Massage-Salon, aus dem eine Horde Thai-Masseusen unisono „Wanna massaaaaaaaaggee?!“ entgegengackerten, alle zwei Meter pries ein tapferes Schneiderlein seine Dienste an („Hello my friend, you need suit, beautiful suit? Make you good price!“) und den Meter dazwischen hupte ein Exemplar aus der scheinbar unendlichen Masse der Tuk-Tuks und (rosa!!!) Taxis, um auf sich und sein Gefährt aufmerksam zu machen.
Insgesamt war Bangkok eine Lehre, eine Touristenhochschule in Form asiatischen Großstadtchaos’. Die Moral, frei nach dem „Akte X“-Motto: Trust no one. Dem Tuk-Tuk-Fahrer mit dem freundlichen, wenn auch zahnlosen Lachen? Er verkauft dir eine Strecke um 100 thailändische Baht, die du mit dem Bus um sieben fahren kannst. Der gut gekleidete, höfliche Schneider mit dem indischen Akzent? Er vertickt dir entweder maßgeschneidertes Polyester um einen Spottpreis oder anständige Anzüge um fast den gleichen Preis wie in Europa. Dem hupenden Taxifahrer? Würdest du jemandem trauen, der dich aus einem rosa Gefährt anhupt?! Der Kerl an der Rezeption deines Guesthouse? Dem schon gar nicht, weil der hätte dich vor alle dem warnen müssen.
Am allerwenigsten trauen darfst du aber dem freundlichen Mann auf der Straße (gerne auch ein „Student“), der dir in hervorragendem English weiterhilft, wenn du irgendwo im Nirgendwo die Karte nach deinem Standort durchpflügst. Er wird weismachen, heute wäre eine spezieller Feiertag (Buddhist-Day, National Tuk-Tuk-Day, Der Tag des bockigen heiligen Elefanten, etc.), deswegen kannst du um einen lächerlichen Betrag mit dem Tuk-Tuk zu einem Haufen ganz toller Buddha-Tempel fahren, die „nur heute“ aufhaben, auf dem Weg noch ein Reisebüro für weitere „Sightseeing-Tipps“ besuchen und, ach ja, noch einen Schneidershop „besichtigen“. Das alles geht aber nur in den ganz speziellen, offiziellen Tuk-Tuks mit „Government-License“, die, je nach Ansprechpartner, gekennzeichnet sind durch eine gelbe Fahne, ein weißes Nummernschild, einen Auspuff in Herzerlform, einen Fahrer mit langer Nase, etc. Und ja nicht darfst du die nehmen mit weißer Fahne/rotem Nummernschild/dreieckigem Auspuff oder Stupsnasenfahrer, weil das sind die bösen Privaten, die ziehen dich voll über den Tisch. Ah, und schau, da ist ja auch schon eines mit gelber Fahne (weißem Nummernschild/Auspuff in Herzerlform/Fahrer mit langer Nase...), das könnt ihr ja gleich nehmen... Wie gesagt, trust no one.
Abgesehen davon ist Bangkok ein Mischung aus goldenem Tempelwahnsinn, Verkehrschaos und Shoppingrausch, von Ramschmarkt bis High-Class-Einkaufscenter mit Lamborghinis in der Auslage. Und wenn man sich erstmal daran gewöhnt hat, konstant belästigt zu werden, von obengenannten oder den Verkäufergestalten rund um das Touristenviertel Khao San Road, dann hat Bangkok durchaus Charme, wenn auch einen etwas herben.
Von den ca. 300 Tempeln in Bangkok haben wir gefühlte 298 gesehen, Wat Pho, What Arun, Wat Phrae Kaew, Wat Wees Ik, Wat Solls, Wat Auch Immer... ;) Wobei man bei allem Sarkasmus gestehen muss, dass es sich wirklich um beeindruckende Bauwerke handelt, die mit ihren Gold-Buddhas, bunten Kacheln und reichverzierten Wänden im krassen Gegensatz stehen zu den sie umgebenden schäbigen Wohnhäusern.
Interessant auch, dass die Thais vor einigen Jahrhunderten noch in der Lage waren, diese großartigen Tempel zu bauen und es jetzt nicht mal mehr schaffen, ein Guesthouse hochzuziehen, bei dem alle Treppen gleich hoch sind und sämtliche Fenster und Türen der Zimmer sich einwandfrei schließen zu lassen. Dieses exklusive Wissen scheint im Lauf der Jahrhunderte irgendwo verloren gegangen zu sein...

3 Kommentare:

  1. Hast du das alles auf schmerzliche Weise herausgefunden, oder hat dich schon dein Travel-Book gewarnt? LG Lisi

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  2. hi

    deine Gschichten müssen als Buch erscheinen. de san echt genial

    lg
    ein neidischer Mühlviertler
    Felli

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  3. Hey chief,
    gratuliere zum neuen Blog. Dachte schon i bin zu blöd und nur ich kann deine Berichte net lesen. Bin jetzt 1 Woche wieder in Ibk, und alles ist so wie immer. Also genieß deine Zeit, der Alltag holt einen viel zu schnell wieder ein!

    Rock & Roll....

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