Montag, 2. März 2009

Jedes Land braucht sein Malle – Teil 2

Nein, liebe daheimgebliebene Leonardo DiCaprio-Anbeterinnen, Leo ist nicht mehr an DEM Traumstrand von Koh Phi Phi! Aber dafür hat spätestens sein Film „The Beach“ dafür gesorgt, dass die Insel zum Ibiza von Thailand geworden ist: Sofort, nachdem sich die zähflüssige Touristenmasse von der Fähre auf den Pier ergossen hat, kleben Taxifahrer, Unterkunftsvermittler, Tauchlehrer und sonstige Verkäufer-Gestalten an den ankommenden Touris wie sonst die Mosquitos an gut durchbluteten Urlauberschenkeln. Der Pier ist das Herz der Stadt, das regelmäßig die Touristen durch die Adern der engen Gassen pumpt. Dort reiht sich Tauchschule an Souvenirshop an Bar an Kleidungsshop an Second-Hand-Buchladen an Massage-Salon an Billigunterkunft an Café an Tattoo-Laden und dann geht die Abfolge wieder von vorne los. Fast verständlich, dass manche schon mit T-Shirts rumlaufen, die vorne von oben bis unten in thailänderischer Schrift bedruckt, mit der Übersetzung auf der Rückseite: „No I don’t need a fucking Tuk Tuk, a suit or a Thai Massage, thank you very much!“
Zugegeben, das „Blut“, das hier durch die Gassen gepumpt wird, sind zum größten Teil spärlich bekleidete junge Körper, knackig, wohlgeformt und braungebrannt, insofern lenkt das Geschehen auf der Straße sehr effektiv von den lästigen Verkäufern am Straßenrand ab.
Trotzdem fällt unsere Entscheidung relativ schnell, hier bleiben wir nicht allzulange, es wird ehestmöglich weitergehoppt Richtung Nord-Osten, von der Adamanenküste an die Ostküste nach Koh Phangang. Erstens, tja, liegt das am Weg, noch dazu geht es sich zeitlich gut aus mit der berühmt-berüchtigten Full-Moon-Party, die ein paar Tage später zum (no-na) Vollmond statt findet.
Um der Insel aber zumindest ansatzweise die Chance zu geben, die sie laut den enthusiastischen Beschreibungen einiger Mitreisender und denen im Führer verdient, unternehmen wir eine Tagestour in einem der Longtail-Boote zu den Strand- und Schnorchel-Highlights der Insel. Angepriesen war das Ganze als Kleingruppenausfahrt mit maximal zwölf Teilnehmern. Soweit stimmts auch noch. Allerdings beginnen wir die Tour gleichzeitig mit einer Armada aus weiteren „Kleingrupenausfahrten“, insofern gleicht das Ganze eher dem Auslaufen der amerikanischen Pazifikflotte als einem gemütlichen Bootstrip.
Der Ausflug selbst führt uns aber durchaus an einige sehenswerte einsame Traumstrände und skurile Felsbuchten, insgesamt ergibt die Landschaft ein Bild, als hätten die Götter mit der Landschaft der Gegend Boccia gespielt und sie einfach wahllos ins Meer geworfen. Höhepunkt der Tour ist dann der Maya Beach, der Inbegriff aller thailändischen Traumstrand-Buchten, seit sich Leonardo diCaprio dort in „The Beach“ in der Sonne geräkelt und zugekifft hat. Trotz des Hauptdarstellers scheinen erschreckend viele den Film gesehen zu haben, denn am „einsamen Traumstrand“ kann man von Einsamkeit maximal träumen: Als wir dort ankommen, liegen 25 Langboote, vier Segelboote und ein Speedboat in der Bucht, dementsprechende Menschemassen verteilen sich in sardinenartiger Gemütlichkeit und Individualität am ca. 500m langen Strand. Alle paar Meter hüpft eine Gruppe vor einem mit Fotoapparaten behängten Menschen herum, um eine Szene aus „The Beach“ nachzuspielen... und, Ok, ja, zugegeben, wir haben auch mitgemacht. Wenn wir halt schon mal da sind.... ;-)
Insgesamt verlassen wir Kho Phi Phi mit gemischten Gefühlen, für einen zweiwöchigen Saufen-Strand-Sonnenbrand-Urlaub wäre die Insel sicher toll, aber in unser Reisekonzept passt sie nicht so wirklich. Auch wenn sie am Weg lag...

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