Dienstag, 10. März 2009

Die Reise geht den Bach runter ;)

Zur Abwechslung mal wieder eine kleine Reise-Episode, damit ihr nicht glaubt, wir jetsetten hier immer nur gemütlich in VIP-Bussen und klimatisierten Luxus-Nachtzügen durch die Gegend.
In Chiang Mai haben wir beschlossen, dem Rat vieler unserer Reisebekanntschaften zu folgen und uns auch mal Laos anzuschaun, das zuhause noch überhaupt nicht auf unserer Liste stand. Außerdem gab es in unserem Hostel in Chiang Mai ein verlockendes (sprich: billiges) Angebot, die Grenze zu überqueren und für zwei Tage mit einem „Slow Boat“ den Mekong runterzufahren nach Luang Prabang in Laos. Und außerdem lags quasi am Weg ;-)
Erste Station: Sechs Stunden im Minibus nach Chiang Kong an die thailändisch-laotische Grenze. Wiedermal ein glänzendes Beispiel, wie es die Thais schaffen, 14 Reisende (plus einen Fahrer) und deren Gepäck in ein Fahrzeug zu quetschen, das, hm, sagen wir mal, mit weniger Beladung um einiges glücklicher wäre. Das Fahrzeug und die Ladung. Aber letzten Endes war die Fahrt ok, auch wenn die Klimaanlage eigentlich nur den Fahrer und die
Person am Beifahrersitz klimatisiert hat und auch wenn die Straßenbeschaffenheit, gepaart mit dem rasanten Stil unseres Fahrers und den eher weich eingestellten Stoßdämpfern, für zahlreiche Hopser vor allem hinten im Bus gesorgt haben. Aber eigentlich ein guter Deal, Bustransfer mit Achterbahn-Atmosphäre, wer will sich da beschweren?
Nach einer sehr komfortablen Nacht in Chiang Kong (Warmwasser UND Fernseher im Zimmer, bis dato ungekannter Luxus!) auf zum Erlebnis Grenzübergang: Nachdem wir unsere Coupons für das Dinner am Vorabend, für das Frühstück, für eine (relativ ekelhafte) Lunchbox und für die Boottickets (Austausch Coupons gegen Anstecker, dazu später mehr) eingelöst haben, geht’s los im Taxi zur Grenze (die wir, inklusive Wartezeit aufs Taxi, zu Fuß wahrscheinlich schneller erreicht hätten). Auf thailändischer Seite alles easy-cheesy, logisch: Raus lassen sie dich immer einfacher als rein. Danach zweiminütige Tuckerfahrt über den Grenzfluß, wo schon Horden von schwer berucksackten Westlern um ihr Visum rittern. Erste Station: Visa-Office: Visa-Antrag ausfüllen, Immigration Card ausfüllen, Departure Card ausfüllen, ein Passfoto dazu, Reisepass abgeben, passt. Ein Fenster weiter gibt’s es den Pass dann zurück, um acht Stempel schwerer, die Geldtasche dagegen um eine „Visa Fee“ von 30 US-$ (Österreicher 35 US-$, hahaha!) leichter. Danach beginnt der lustige Teil: Ein relativ seriös aussehender Typ spricht unsere Gruppe in relativ gutem Englisch an, wir sollen ihm doch bitte folgen, er sei von der Slow Boat-Company und möchte die Reisenden über einige Basics informieren, über das Slow Boat, den Zwischenstopp in Pak Beng, Reisen in Laos überhaupt, usw. Und dann geht’s los: Das Slow Boat ist so unbequem, ihr fahrt heute acht Stunden, morgen zehn Stunden, meistens ist es überbucht und ein zweites Boot gibt’s nur im absoluten Notfall, der Zwischenstopp in Pak Beng ist furchtbar, weil Leute unfreundlich, Unterkunft teuer, zuviele Touristen, usw. Der langen Rede kurzer Sinn: Nehmt nicht das Slow Boat, fahrt doch lieber mit meinem klimatisierten Bus, dann kommt ihr viel schneller und bequemer an. Und hey, es kostet nur ein bißchen mehr. Da wir allerdings schon über diese Abzocke Bescheid wussten (Vorteil des Reisens in einer großen Gruppe: Mehr Info!), hatten wir den Raum zu diesem Zeitpunkt schon wieder verlassen. Allerdings erst, nachdem wir uns köstlich über die Ausführungen dieses Kerls amüsiert hatten, in vollem Wissen, wo seine Predigt enden würde.
Also weiter über die Grenze, zum Reisebüro, wo wir dann unseren Anstecker für das Boot, den wir erst eine halbe Stunde vorher bekommen hatten, austauschen gegen – einen anderen Anstecker. Danach geht es weiter mit dem Taxi (sprich: einem komplett überfüllten Pick-Up) in die Nähe des Piers, wo wir wieder von einem Typ zusammengefasst werden, der uns dann sagt, ja, hier warten wir auf die nächste Gruppe und dann gehen wir gemeinsam zum Boot, und, ach ja, ich würde dann bitte gerne die Boots-Anstecker und die Pässe einsammeln, die brauchen wir dann für die endgültigen Bootickets. Also, wir rekapitulieren: Wir haben Bootticket-Coupons für die Reise von Chiang Mai nach Chiang Kong, die tauschen wir dann um in Bootticket-Anstecker für den zehnminütigen Akt des Grenze Überschreitens, die tauschen wir dann um gegen andere Bootticket-Anstecker für die zweiminütige Fahrt vom Reisebüro zum Pier, die dann wiederum umgetauscht werden in die endgültigen Boottickets... na ja, muss ja alles seine Ordnung haben, nicht wahr... Und wir rekapitulieren weiterhin: Dieser Kerl will also jetzt die beiden Dokumente einsammeln, die a) bestätigen, dass wir tatsächlich für das Boot bezahlt haben und b) dass wir tatsächlich sind wer wir sind. Schatzi, I don’t think so. Also ist die ganze Gruppe selbstständig weitergezogen, hat sich ihre Anstecker selbst umgetauscht, hat den Hafenpolizisten, dens eh nicht interessiert hat, einen Blick in den Pass werfen lassen, und war dadurch letztlich sogar schneller an Bord und hat bessere Plätze bekommen.
Nach diesem Grenz-Tohuwabohu stellte sich die Bootsfahrt aber als die wohl beste Entscheidung unserer Reise bisher heraus: Zwei Tage gemütlich den Mekong runter, mal ein bißchen Karten spielen, mal ein bißchen lesen, mit guter Musik im Ohr und einem BeerLaos in der Hand auf der Reling sitzen und die Landschaft vorbeiziehen lassen, alles sehr relaxed und easy. Mit etwas Gras und freier Liebe hätte man es für eine schwimmende Hippie-Kommune halten können.
Um Mißverständnissen vorzubeugen: Relaxed und easy heißt nicht komfortabel und luxoriös. Der einzige Komfort des gut 60m lange Holzkahns waren zwei Toiletten, im Heck ein Standl mit Bier und Chips zum Kaufen und ein Dach. Die Rucksächke lagen alle gesammelt am Heck im Laderaum, gleich neben dem lautstark rumorenden Motor. Zum Sitzen gabs Holzbänke, Marke „Kirchenbank anno 1838“, bzw. den blanken Boden und die Außenwand als Lehne. Und plötzlich waren die 1€-Sitzkissen, die wir uns kurz vorher noch gekauft hatten, Gold, ja Platin, wert. Aber was will man schon mehr, um die Stimmung ging’s und die war prächtig. Und schließlich waren wir doch auch froh, nach zwei Tagen Luang Prabang erreicht zu haben, verschwitzt, müde, mit schmerzendem Steißbein und kaum noch Sitzfleisch am Gesäß, aber frohen Mutes und gespannt auf weitere solcher positiven Eindrücke aus Laos.

2 Kommentare:

  1. Runter den Bach und rein mit dem Bier. So solls sein.

    lg Felli

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  2. Great writing, fun to relive, I ll definately keep following you guys through your writing and Lukas pictures

    Big hugg for the both of you

    An

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